einem langsamen Seufzer, in dem furchtsamen gezogenen
Tone der Verwirrung, kam endlich
"Ich liebe dich, Olint,--"
heraus, und mit einer Wahrheit! Auch der, der nicht weiss, ob die Liebe
sich so erklaert, empfand, dass sie sich so erklaeren sollte. Sie entschloss
sich als Heldin, ihre Liebe zu gestehen, und gestand sie als ein
zaertliches, schamhaftes Weib. So Kriegerin als sie war, so gewoehnt sonst
in allem zu maennlichen Sitten: behielt das Weibliche doch hier die
Oberhand. Kaum aber waren sie hervor, diese der Sittsamkeit so schwere
Worte, und mit eins war auch jener Ton der Freimuetigkeit wieder da. Sie
fuhr mit der sorglosesten Lebhaftigkeit, in aller der unbekuemmerten Hitze
des Affekts fort:
"--Und stolz auf meine Liebe,
Stolz, dass dir meine Macht dein Leben retten kann,
Biet' ich dir Hand und Herz, und Kron' und Purpur an."
Denn die Liebe aeussert sich nun als grossmuetige Freundschaft: und die
Freundschaft spricht ebenso dreist, als schuechtern die Liebe.
Fuenftes Stueck
Den 15. Mai 1767
Es ist unstreitig, dass die Schauspielerin durch diese meisterhafte
Absetzung der Worte
"Ich liebe dich, Olint,--"
der Stelle eine Schoenheit gab, von der sich der Dichter, bei dem alles in
dem naemlichen Flusse von Worten daherrauscht, nicht das geringste
Verdienst beimessen kann. Aber wenn es ihr doch gefallen haette, in diesen
Verfeinerungen ihrer Rolle fortzufahren! Vielleicht besorgte sie, den
Geist des Dichters ganz zu verfehlen; oder vielleicht scheute sie den
Vorwurf, nicht das, was der Dichter sagt, sondern was er haette sagen
sollen, gespielt zu haben. Aber welches Lob koennte groesser sein, als so
ein Vorwurf? Freilich muss sich nicht jeder Schauspieler einbilden, dieses
Lob verdienen zu koennen. Denn sonst moechte es mit den armen Dichtern
uebel aussehen.
Cronegk hat wahrlich aus seiner Clorinde ein sehr abgeschmacktes,
widerwaertiges, haessliches Ding gemacht. Und demohngeachtet ist sie noch
der einzige Charakter, der uns bei ihm interessierst. So sehr er die
schoene Natur in ihr verfehlt, so tut doch noch die plumpe, ungeschlachte
Natur einige Wirkung. Das macht, weil die uebrigen Charaktere ganz ausser
aller Natur sind, und wir doch noch leichter mit einem Dragoner von
Weibe, als mit himmelbruetenden Schwaermern sympathisieren. Nur gegen das
Ende, wo sie mit in den begeisterten Ton faellt, wird sie uns ebenso
gleichgueltig und ekel. Alles ist Widerspruch in ihr, und
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