Runde durch das Haus und, wenn es noetig
war, auch um das Haus herum. Weiter kam sie selten. Auf diesem Rundgang
sah sie alles, auch das, was erst spaeter geschah, versicherten die
Maegde.
Sie hatte etwas Schwimmendes an sich. Sie schwamm bestaendig in Papier.
Ihre Korrespondenz, die, wie Anders Krog behauptete, alle Personen
umfasste, die sie einmal in Pension gehabt hatte, setzte sie
ununterbrochen fort. In allen Sprachen und ueber alle Dinge; denn ihre
zweite Hauptbeschaeftigung war: das, was sie las--und sie las bis tief in
die Nacht hinein--in ihre Korrespondenz hineinzubringen. Sie drehte sich
nach dem Tisch mit dem Schreibpult um, sie wandte sich fort vom Tisch,
um zu lesen. An der Stuhllehne war eine Lesepultmechanik angebracht,
worauf das Buch lag; in der Hand hielt sie es selten. Sie zog Memoiren
jeder andern Lektuere vor, und davon plauderte sie nachher in ihren
Briefen. In zweiter Reihe kamen Kunstzeitschriften und Reiseliteratur.
Sie hatte ein kleines Vermoegen und kaufte sich alles, was ihr gefiel.
Das Kind unterrichtete sie nebenbei. In der Wohnstube an dem grossen
Tisch sassen sie, "Tante Eva" in ihrem Thronsessel, die Kleine ihr
gegenueber. Immer aber, wenn es noetig war, musste Marit an Tante Evas Pult
kommen. Der Unterricht ging so leicht vonstatten, dass die Kleine oft
vergass, dass es Schule war. Ja, selbst der Vater, der seine Bibliothek
dicht daneben hatte, vergass es oft, wenn er hereinkam und das Gespraech
oder die Erzaehlung mit anhoerte.
War der Unterricht leicht, so waren andre Dinge sehr schwierig und
fuehrten zu Kaempfen. Das ganze Verhalten des Kindes wollte sie aendern,
und da war ihr der Vater im Wege. Aber er wurde natuerlich geschlagen,
und noch ehe er ahnte, was Frau Dawes beabsichtigte. Marit sollte
gehorchen lernen, sie sollte einen Begriff von bestimmter
Zeiteinteilung, von Ordnung, von Hoeflichkeit, von Takt bekommen. Sie
sollte jeden Tag Klavier ueben, sie sollte bei Tisch huebsch gerade
sitzen und sich die Haende unzaehlige Male am Tage waschen; sie sollte
immer sagen, wohin sie gehe. Und nichts von all dem wollte sie.
Eigentlich auch der Vater nicht.
Frau Dawes hatte einen einzigen festen Punkt, von dem sie ausgehen
konnte. Das war der unerschuetterliche Glaube des Kindes an die
Vollkommenheit seiner Mutter. Frau Dawes wusste sie davon zu ueberzeugen,
dass die Mutter nie spaeter als um acht Uhr schlafen gegangen sei. Sie
habe immer vorher ihre Kleider ordentlich auf ein
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