rend die
uebrigen Insassen sich schreiend und stossend hinaus draengten, hielt das
junge Maedchen, deren Gesicht kaum etwas blaesser geworden war, ruhig auf
ihrem Platze aus.
Sie wartete. Michael Strogoff ebenfalls.
Sie hatte gar keinen Versuch gemacht, den Waggon zu verlassen. Kein Laut
kam ueber ihre Lippen.
Beide blieben ganz ruhig.
"Eine energische Natur!" dachte Michael Strogoff.
Inzwischen war jede Gefahr vorueber. Ein Radreifensprung am Gepaeckwagen
hatte erst den Stoss und dann das Anhalten des Zuges veranlasst, doch haette
nicht viel gefehlt, dass er in Folge einer Entgleisung von dem hohen Damme
in die Tiefe gestuerzt waere. Es entstand eine Stunde Aufenthalt. Endlich,
nach Freilegung der Fahrbahn, setzte der Train seinen Weg fort und
gelangte um halb neun Uhr Abends nach Nishny-Nowgorod.
Bevor Jemand die Waggons verlassen durfte, erschienen wieder die
unvermeidlichen Polizisten und inquirirten die Reisenden.
Michael Strogoff wies seinen auf den Namen Nicolaus Korpanoff lautenden
Podaroshna vor, der ihn genuegend legitimirte.
Auch die andern Insassen des Coupes, welche alle nur nach Nishny-Nowgorod
gingen, schienen zu ihrem Gluecke unverdaechtig.
Das junge Maedchen fuer ihre Person brachte keinen eigentlichen Reisepass
hervor, der ja im Innern Russlands jetzt nicht mehr verlangt wird, sondern
einen Schein mit besonderem Siegel, welcher ganz specieller Art zu sein
schien.
Der Beamte las ihn aufmerksam durch. Dann sagte er nach sorgfaeltiger
Musterung Derjenigen, deren Signalement der Schein enthielt:
"Du bist aus Riga?
-- Ja, erwiderte das junge Maedchen.
-- Und willst nach Irkutsk?
-- Ja.
-- Auf welchem Wege?
-- Auf der Strasse ueber Perm.
-- Gut, antwortete der Inspector. Vergiss in Nishny-Nowgorod nicht, Deinen
Schein durch das Polizei-Amt visiren zu lassen."
Das junge Maedchen verneigte sich bejahend.
Als er diese Fragen und Antworten hoerte, empfand Michael Strogoff
gleichzeitig eine gewisse Bewunderung und ein ehrliches Mitleid. Wie!
Dieses Kind war auf der Reise nach dem entlegenen Sibirien, und noch dazu
jetzt, wo zu den gewoehnlichen Unzutraeglichkeiten noch alle Gefahren eines
von Feinden ueberschwemmten, aufruehrerischen Landes hinzutraten! Wie wuerde
sie ankommen? - was aus ihr werden?...
Nach Schluss der Inspection wurden die Waggonthueren geoeffnet, doch bevor
Michael Strogoff auch nur eine Bewegung gegen sie machen konnte, war die
junge Lieflaenderin
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