eftigte Michael Strogoff nicht wenig. Er sagte
sich zuerst so ganz oben hin, dass er, ohne bezueglich der wichtigen ihm
anvertrauten Mission etwas zu verletzen, vielleicht im Stande sein koennte,
dem guten Kinde einigermassen behilflich zu sein, und er freute sich fast
ueber diese Idee. Bekannt mit den Gefahren, denen er persoenlich entgegen
ging, konnte er, der energische und kraftvolle Mann, gar nicht verkennen,
dass dieselben in einem Lande, dessen Wege und Stege er zwar aus dem Grunde
kannte, fuer jenes junge Maedchen doch ungleich furchtbarer werden mussten.
Da er sich nach Irkutsk begab, hatte er ja denselben Weg vor sich, wie
Jene; auch sie wuerde durch die Horden der Feinde zu dringen suchen muessen,
wie er es selbst versuchen wollte. Wenn ihr, wie hoechst wahrscheinlich,
nur die fuer eine Reise unter gewoehnlichen Umstaenden berechneten
Hilfsmittel zu Gebote standen, wie sollte sie damit unter Verhaeltnissen
auskommen, welche eine solche Reise nicht nur weit gefaehrlicher, sondern
auch weit kostspieliger machten?
"Nun gut, schloss er seine Selbstbetrachtung, da sie den Weg nach Perm
einschlaegt, ist es ja fast unmoeglich, dass ich ihr nicht begegnen sollte.
Dann werde ich ueber sie wachen koennen, ohne dass sie es weiss, und da sie es
nicht minder eilig als ich zu haben scheint, nach Irkutsk zu gelangen,
wird sie mir keine Ursache zur Verzoegerung werden."
Doch ein Gedanke erzeugt ja immer einen andern. Michael Strogoff hatte bis
jetzt nichts anderes im Sinne gehabt, als ein gutes Werk zu thun, einen
Liebesdienst zu erweisen. Da kam ihm ploetzlich ein anderer Gedanke, der
die ganze Frage in einem wesentlich anderen Lichte erscheinen liess.
"Ja, sagte er sich, ich koennte ihrer vielleicht doch noch mehr noethig
haben, als sie meiner Hilfe. Ihre Gegenwart kann mir nicht unnuetzlich sein
und wird dazu beitragen, jeden Verdacht wegen meiner Person zu zerstreuen.
Unter einem Manne, der ganz allein durch die Steppen zieht, koennte man
weit eher einen Courier des Czaaren vermuthen. Begleitete mich dagegen
jenes junge Maedchen, so muesste ich ja in aller Augen weit mehr als der
Kaufmann Nicolaus Korpanoff meines Podaroshna erscheinen. Nun wohl, sie
muss mich also begleiten, ich muss sie wiederfinden! Unmoeglich kann sie sich
seit gestern Abend einen Wagen verschafft haben, um Nishny-Nowgorod zu
verlassen. Ich will sie suchen, und Gott leite meine Schritte!"
Michael Strogoff verliess den grossen Platz, wo der durch
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