n zu koennen, hatte er den Mord begangen. Warum
toetete er nicht die ungeliebte, unbequeme Mahnerin?
Randers dachte sich in die Seele dieses einfachen Knechtes hinein. Der
Fall interessierte ihn. Es war etwas fuer seinen psychologischen
Spuersinn. Und nun kombinierte er sich so eine Bauernpsyche nach seinem
Bilde, und es lag ihm alles so klar auf der Hand, und er wollte eine
Novelle daraus machen, er oder Gerd Gerdsen. So eine moderne
Bauernnovelle fuer die Feinschmecker.
Er lachte bitter auf bei dem Gedanken. Da wollte er mal wieder etwas.
Was wollte er nicht alles. Er wuerde auch diesmal nicht ueber den Plan
hinauskommen, er der grosse Woller und Nichtskoenner. Aber einerlei,
vielleicht glueckte es diesmal. Hier war ein bestimmter Fall, hier lagen
Tatsachen vor, Dokumente. Petersen musste noch mal heran. Der erzaehlte
so nett umstaendlich, mit allem Drum und Dran, was einen andern zur
Verzweiflung bringen musste, aber fuer den Psychologen gerade das rechte
war, weil es ihm Faeden in die Hand gab.
Auf huegeligen Wegen hatte Randers allmaehlich auch den Hochwald
durchquert. Der schmale Waldstieg muendete durch einen Wallausschnitt in
einen sanftabfallenden Landweg. Reifender Roggen dehnte sich weit aus,
ein gelbes, unbewegtes Feld, dahinter ein Schlag noch graugruenen Hafers,
dann, aus einer Talmulde heraus, Strohdaecher, ein ganzes Dorf. Ganz
hinten Wald, lang ausgestreckt.
Randers erkletterte den buschigen Wall, um besser Rundschau halten zu
koennen.
"Ob man weiter geht?" sagte er laut.
Eine heisse Luft lag ueber den Feldern, ein flimmernder Dunst. Der Himmel
spannte sich wolkenlos darueber.
Randers stand regungslos und sah in die sonnige Landschaft hinein, wie
hypnotisiert von dem Meer von Licht da draussen.
"Die Sonne bei der Arbeit," sprach er halblaut. "Die Sonne beim
Brutgeschaeft. Diese grosse Muttertaetigkeit." Es lag ein leiser
Widerwille im Ton.
"Diese ewige Zeugung, dieses unendliche Gebaeren. Sinnlos, zwecklos.
Wozu? Diese ekelhafte Geilheit der Natur."
Nein, er wollte da nicht hinein in diese Bruthitze. Er wollte zurueck in
den Wald. Da draussen war ein Schweissduft ueber der ueppigen
Kornlandschaft. Muehseliges Sichabrackern ums taegliche Brot.
Im Wald roch er wenigstens den Menschen nicht.
Er wandte sich ab und sprang mit geschlossenen Beinen, etwas steif von
dem Wall herunter, dass das trockene Bodenlaub unter seinen Fuessen
aufraschelte und die duerren Zweigabfaelle knackten.
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