Glauben zugetan gewesen: feine,
erhebliche Umstaende, durch welche die Wirkung einer hoehern Macht in die
Reihe natuerlicher Begebenheiten gleichsam mit eingeflochten wird. Niemand
hat es besser verstanden, wie weit man in diesem Stuecke auf dem Theater
gehen duerfe, als Voltaire. Nachdem die empfindliche, edle Seele des
Zamor, durch Beispiel und Bitten, durch Grossmut und Ermahnungen bestuermet
und bis in das Innerste erschuettert worden, laesst er ihn doch die Wahrheit
der Religion, an deren Bekennern er so viel Grosses sieht, mehr vermuten,
als glauben. Und vielleicht wuerde Voltaire auch diese Vermutung
unterdrueckt haben, wenn nicht zur Beruhigung des Zuschauers etwas haette
geschehen muessen.
Selbst der "Polyeukt" des Corneille ist, in Absicht auf beide
Anmerkungen, tadelhaft; und wenn es seine Nachahmungen immer mehr
geworden sind, so duerfte die erste Tragoedie, die den Namen einer
christlichen verdienet, ohne Zweifel noch zu erwarten sein. Ich meine ein
Stueck, in welchem einzig der Christ als Christ uns interessierst.--Ist
ein solches Stueck aber auch wohl moeglich? Ist der Charakter des wahren
Christen nicht etwa ganz untheatralisch? Streiten nicht etwa die stille
Gelassenheit, die unveraenderliche Sanftmut, die seine wesentlichsten Zuege
sind, mit dem ganzen Geschaefte der Tragoedie, welches Leidenschaften durch
Leidenschaften zu reinigen sucht? Widerspricht nicht etwa seine Erwartung
einer belohnenden Glueckseligkeit nach diesem Leben der Uneigennuetzigkeit,
mit welcher wir alle grosse und gute Handlungen auf der Buehne unternommen
und vollzogen zu sehen wuenschen?
Bis ein Werk des Genies, von dem man nur aus der Erfahrung lernen kann,
wieviel Schwierigkeiten es zu uebersteigen vermag, diese Bedenklichkeiten
unwidersprechlich widerlegt, waere also mein Rat:--man liesse alle
bisherige christliche Trauerspiele unaufgefuehret. Dieser Rat, welcher aus
den Beduerfnissen der Kunst hergenommen ist, welcher uns um weiter nichts
als sehr mittelmaessige Stuecke bringen kann, ist darum nichts schlechter,
weil er den schwaechern Gemuetern zustatten koemmt, die, ich weiss nicht
welchen Schauder empfinden, wenn sie Gesinnungen, auf die sie sich nur an
einer heiligern Staette gefasst machen, im Theater zu hoeren bekommen. Das
Theater soll niemanden, wer es auch sei, Anstoss geben; und ich wuenschte,
dass es auch allem genommenen Anstosse vorbeugen koennte und wollte.
Cronegk hatte sein Stueck nur bis gegen das Ende de
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