ldwinkel".
Aber die unruhigen Schatten des leicht bewegten Laubes, die auf den
Blaettern des Buches einen Zittertanz auffuehrten und die Buchstaben mit
hineinrissen, und das leise Laubgelispel um ihn her stoerten ihn. Auch
das Schwaermen der Bienen belaestigte ihn. Es war ein ununterbrochenes
Summen um ihn. Aus den Stoecken des Lehrers kamen sie, ueber die Blumen
des Gartens und die Honigtraeger am Grabenrand der Landstrasse her, nach
dem breiten Waldsteig, wo Bienensaug, Brombeerbluete und hundert andere
suesse Schuesseln lockten.
Und dann war noch ein andres, was ihn ablenkte. Seine Gedanken kehrten
immer wieder zu Gerd Gerdsens Brief zurueck, den er heute morgen
beantwortet hatte.
Ja das koennte etwas werden! Das wuerde ihm Spass machen. Spass? Nein,
durchaus ernst wollte er es nehmen. Was gab es da nicht alles zu
berichten und zu--beichten. Er geriet in ein Gruebeln ueber sich und sein
Schicksal, und ging hier einen Weg zurueck und da einen anderen, um auf
die Anfaenge dieser und jener Richtung in seinem Charakter zu stossen.
Und die Wege fuehrten ihn zurueck in die Kindheit, in das kleine
Fischerdorf an der Ostsee. Er sah das vaeterliche Pfarrhaus vor sich, mit
den wilden Rosen um Tuer und Fenster, mit dem kleinen Blumengarten vorn
und dem grossen Kuechengarten hinten, der an den Deich stiess. Er sah das
bunte, rote Laub der Weinlaube, die weissen und lila Sterne der Astern,
den ganzen farbigen Herbstgarten.
Warum er nur die Heimat immer im Herbstschmuck sah? Weil da die Aepfel
reif waren? Oder waren es nicht die Aepfel, sondern nur die Aussicht auf
die See, die er auf dem luftigen Sitz im Apfelbaum genoss, was ihm diese
Erinnerung so wert machte?
Die Kronen der alten krummaestigen Baeume ragten ueber den niedrigen Deich
hinueber, und es war lustig, da oben zu sitzen und mit den Blicken den
Segeln draussen zu folgen. Aber lustiger noch war es auf der alten
Pappel, lustiger und hoeher. Wie er das erstemal da hinauf geklettert war
und so hoch ueber der Erde, ganz den Blicken entzogen, auf die weite See
hinaussah, war ihm zum ersten Mal das Gefuehl romantischer Einsamkeit mit
suessen Schauern aufgegangen.
Wie oft hatte er da oben gesessen und sich seinen Traeumen ueberlassen,
Traeumen, die ihn hinaustrugen auf das weite Meer, in fremde Laender, auf
einsame Inseln, durch Sturm und Gefahren.
Ja, da oben war er zu dem geworden, was er war, da oben hatte er diese
Liebe zur Freiheit eingesogen, den Drang, sich
|