ares, ich leugn' es nicht; und haette er sich droben bei mir
ein Gehoeft gebaut, ich haette ihm gern mein Kind und das Joch der besten
Ochsen dazu gegeben. Aber nein! Da herunter musste er sie fuehren ins heisse
Sumpfthal. Und er selbst bueckt den Kopf in goldnen Saelen zu Rom und in der
Rabenstadt. Wohl hab' ich mich lang gewehrt -"
"Aber endlich gabst du nach -"
"Was wollt' ich machen? War doch mein kernfrisches Maedel ganz herzenssiech
geworden nach dem Ungluecksmann."
"Und zehn Jahre hat der Ungluecksmann dein Kind beglueckt." - "Wenn's nur
auch wahr ist!" - "Vater!" - "Und wahr bleibt. Es waere das erstemal, dass
Glueck von Sueden kaeme. Sieh', mein Abscheu ist so gross vor der Ebne, dass
ich die sieben Jahr nicht niederstieg, gar mein Enkelkind nie gesehn habe.
Wenn ich es jetzt doch gethan, hat's schweren Grund."
"Also nicht die Liebe? nicht dein Herz?"
"Freilich! doch mein banges Herz! Ein boeses Zeichen ist geschehen. Du
denkst doch noch der freudigen Buche, die am Felsbache stand, rechts vorm
Hause? Ich pflanzte sie, nach altem Brauch, an dem Tag, da du geboren
wardst. Und praechtig, wie du selbst, gedieh der Baum. In dem Jahr, da du
fortzogst freilich, fand ich, er sehe krank und traurig. Aber die andern
sahen es nicht und lachten mich aus.
Nun, sie erholte sich wieder und war frisch und gruen. Doch in der letzten
Woche kam des Nachts ein Hochgewitter, so wuetig, wie ich's selten gehoert
da droben in den Felsen, und als wir am Morgen vor das Thor treten, - ist
der Stamm vom Blitz zerspalten und die Krone hat der Giessbach mit sich
fortgerissen - nach Sueden."
"Schad um den lieben Baum! Doch kann dich das aengstigen?"
"Es ist nicht alles. Traurig grub ich am Abend, nach dem Tagewerk, den
armen Stamm aus der Erde und warf ihn ins Herdfeuer, dass er nicht
verunehrt und elend am Wege stehe, der meines Kindes ein Bild und Zeichen
war. Und ich nahm mir's sehr zu Herzen und ich sann und sann mit schweren
Sorgen ueber deinen Mann, und meine Zweifel an ihm kamen dicht und dichter.
Und ich sah ins Feuer, drin der Stamm verkohlte.
So schlief ich ein und im Traum sah ich dich und Witichis. Er tafelte im
Goldsaal unter stolzen Maennern und schoenen Frauen, in Glanz und Pracht
gekleidet. Du aber standest vor der Thuer, im Bettlerkleid, und weintest
bittre Thraenen und riefst ihn beim Namen. Er aber sprach: "wer ist das
Weib? ich kenne sie nicht." - Und es liess mich nicht mehr droben in den
Bergen. Herab
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