oricum, nach Istrien und Dalmatien entsendet, wiewohl sofort zur
schnellen Rueckkehr aufgefordert, einzutreffen vermochten, konnte ganz
Italien verloren sein.
Gleichwohl hatte der Koenig beschlossen, sich mit diesen zwanzig
Tausendschaften in die Werke von Neapolis zu werfen und hier dem durch den
Zufluss der Italier auf mehr als die dreifache Uebermacht angeschwollenen
Heere der Feinde bis zum Eintreffen der Verstaerkungen Widerstand zu
leisten. Aber jetzt, da jene feste Stadt in Belisars Hand gefallen, gab
Witichis den Plan, sich ihm entgegenzustellen, auf. Sein ruhiger Mut war
ebensoweit von Tollkuehnheit wie von Zagheit entfernt.
Ja, der Koenig musste seiner Seele noch einen andern schmerzlicheren
Entschluss abringen. Waehrend in den Tagen nach dem Eintreffen Totilas in
dem Lager vor Rom sich der Schmerz und der Grimm der Goten in
Verwuenschungen ueber den Verraeter Theodahad, ueber Belisar, ueber die Italier
Luft machte, waehrend schon die kecke Jugend hier und da anhob, auf das
Zaudern des Koenigs zu schelten, der sie nicht gegen diese Griechlein
fuehren wolle, deren je vier auf einen Goten gingen, waehrend der Ungestuem
des Heeres schon ueber den Stillstand grollte, gestand sich der Koenig mit
schwerem Herzen die Notwendigkeit, noch weiter zurueckzuweichen und selbst
Rom voruebergehend preiszugeben.
Tag fuer Tag kamen Nachrichten, wie Belisars Heer anwachse: aus Neapolis
allein fuehrte er zehntausend Mann - als Geiseln zugleich und
Kampfgenossen, - von allen Seiten stroemten die Welschen zu seinen Fahnen:
von Neapolis bis Rom war kein Waffenplatz fest genug, Schutz gegen solche
Uebermacht zu gewaehren und die kleineren Staedte an der Kueste oeffneten dem
Feind mit Jubel die Thore.
Die gotischen Familien aus diesen Gegenden fluechteten in das Lager des
Koenigs und berichteten, wie gleich am Tage nach dem Falle von Neapolis
Cumae und Atella sich ergeben, darauf folgten Capua, Cajeta und selbst das
starke Benevent. Schon standen die Vorposten Belisars, hunnische,
saracenische und maurische Reiter, bei Formiae. Das Gotenheer erwartete und
verlangte eine Schlacht vor den Thoren Roms.
Aber laengst hatte Witichis die Unmoeglichkeit erkannt, mit zwanzigtausend
Mann einem Belisar, der bis dahin hunderttausend zaehlen konnte, im offnen
Feld entgegenzutreten. Eine Zeit lang hegte er die Hoffnung, die maechtigen
Befestigungen Roms, das stolze Werk des Cethegus, gegen die byzantinische
Ueberflutung halten zu koennen:
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