teuerkraft im Salzburgischen
bestellt ist. Hinterdrein machte sich der Finanzgewaltige doch Vorwuerfe,
den Fuersten nicht auf die thatsaechlich bestehende Schwaechung der
Steuerkraft aufmerksam gemacht zu haben. Und eine Ahnung sagte Lueger,
dass zum mindesten mit der Ausfuehrung des fuerstlichen Befehles etwas
gewartet werden muesse. Immerhin konzipierte er den Befehl und legte das
gefaehrliche Aktenstueck zur Seite, hoffend auf eine Ruecksprache mit dem
einflussreichen Grafen Lamberg, dem vielleicht es doch gelingen koennte,
eine Sinnesaenderung beim Fuersten herbeizufuehren.
Allein schon die naechsten Tage brachten andere Verhaeltnisse. Der
fuerstliche Kastner musste erklaeren, dass die Neuforderungen fuer
Verpflegung der Landsknechte wegen Geldmangel nicht mehr befriedigt
werden koennten, ja dass der Fuerst ihn habe wissen lassen, es muesse
Geld in groesserer Menge bereit gehalten werden fuer wuerdigen Empfang
einiger zu Besuch angesagten Herren, und ausserdem sei des Fuersten
Almosenschatulle[9], beinahe leer.
Da hatte Dr. Lueger nun die Bescherung. Nichts als Anforderungen an die
Hofkammer, Zahlbefehle in Massen, dazu kein Geld in den Kassen,
Steuerrestanten ueberall, die Steuerkraft geschwaecht, und eine neue
Steuer in Sicht, vor deren Ausschreibung dem Finanzmanne allein schon
graut. Viel Zeit zum sinnieren blieb ihm nicht, denn schon am naechsten
Tage liess der Fuerst wissen, dass seine Armen ihr Almosen unter allen
Umstaenden bekommen muessten, also Dr. Lueger Geld beschaffen muesse. Das
"Wie" sei seine Sache. Gewisse Reserven hat nun wohl jeder
Finanzkuenstler, Dr. Lueger hatte sie auch und schickte eine Summe Geldes
an den Hofkastner. Zugleich aber und ohne auf Graf Lambergs Rueckkehr zu
warten, ward das Mandat fertig gestellt und die Unterschrift des Fuersten
eingeholt.
Das neue Steuermandat trat in Kraft und wirkte bei der Bevoelkerung in
hoechst aufregender Weise. Zuerst waren es die Staedter, die
remonstrierten, den Eid zur Vermoegensangabe nicht leisten wollten. Die
Kommission machte aber nicht viel Federlesens und erzwang den Eid.
Als Dr. Lueger die schriftlichen Vermoegensangaben vorliegen hatte, fand
er schon bei fluechtiger Durchsicht, dass die ihm nach Geschaeft und
Vermoegen einigermassen bekannten Leute ihren Besitz viel zu gering, also
faelschlich angegeben hatten. Wenn solche Faelschungen in der
Residenzstadt schon vorkommen, wie muss es da erst im Lande draussen
werden!
Dr. Lueger n
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