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Der XX. Artikel. Vom Glauben und guten Werken.
Den Unsern wird mit Unwahrheit aufgelegt, dass sie gute Werke
verbieten. Denn ihre Schriften von [den] zehn Geboten und andere
beweisen, dass sie von rechten christlichen Staenden und Werken
guten, nuetzlichen Bericht und Ermahnung getan haben, davon man vor
dieser Zeit wenig gelehrt hat, sondern allermeist in allen
Predigten auf kindische, unnoetige Werke, als Rosenkraenze,
Heligendienst, Moenchwerden, Wallfahrten, gefetzte Fasten, Feier,
Bruederschaften usw., getrieben. Solche unnoetige Werke ruehmt auch
unser Widerpart nun nicht mehr so hoch als vorzeiten; dazu haben
sie auch gelernt, nunn vom Glauben zu reden, davon sie doch in
Vorzeiten gar nichts gepredigt haben; lehren dennoch nun, dass wir
nicht allein aus Werken gerecht werden vor Gott, sondern setzen den
Glauben an Christum dazu, sprechen, Glaube und Werke machen uns
gerecht vor Gott, welche Rede mehr Trost bringen moege, dann so
man allein lehrt, auf Werke zu bertrauen.
Dieweil nun die Lehre vom Glauben, die das Haupstueck ist in
christlichem Wesen, so lange Zeit, wie man bekennen muss, nicht
getrieben worden, sondern allein Weerklehre an allen Orten
gepredigt, ist davon durch die Unsern solcher Unterricht
geschehen:
Erstlich, dass uns unsere Werke nicht moegen mit Gott
versoehnen und Gnade erwerben, sondern solches geschieht allein
durch den Glauben, so man glaubt, dass uns um Christus' willen die
Suenden vergeben werden, welcher allein der Mittler ist, den Vater
zu bersoehnen. 1 tim. 2, 5. Wer nun vermeint, solches durch Werke
auszurichten und Gnade zu verdienen, der verachtet Christum und
sucht einen eigenen Weg zu Gott, wider das Evangelium.
Diese Lehre vom Glauben ist oeffentlich und klar im Paulo an
vielen Orten gehandelt, sonderlich zu den Ephesern am 2, 8: "Aus
Gnaden seid ihr selig worden durch den Glauben, und dasselbige nicht
aus euch, sondern es ist Gottes Gabe; nicht aus Werken, damit sich
neimand ruehme" usw.
Und dass hierin kein neuer Verstand eingefuehrt sei, kann man
aus Augustino beweisen, der diese Sache fleissig handelt und auch
also lehrt, dass wir durch den Glauben an Christum Gnade erlangen
und vor Gott gerecht werden und nicht durch Werke, wie sein ganzes
Buch De Spiritu et Litera ausweist.
Wiewohl nun diese Lehre bei unversuchten Leuten sehr
verachtet wird, so befindet sich's doch, dass sie den bloeden und
erschrockenen Gewissen sehr troestlich und heilsam is
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