o nicht das Fasten
verworfen, sondern dass man einen noetigen Dienst daraus auf
bestimmte Tage und Speisen zur Verwirrung der Gewissen gemacht hat.
Auch werden dieses Teils viele Zeremonien und Traditionen
gehalten, als Ordnung der Messe und andere Gesaenge, Feste usw.,
welche dazu dienen, dass in der Kirche Ordnung gehalten werde.
Daneben aber wird das Volk unterrichtet, dass solcher aeusserlich
Gottesdienst nicht fromm macht vor Gott, und dass man's ohne
Beschwerung des Gewissens halten soll, also dass, so man es
nachlaesst ohne Aergernis, nicht daran gefuendigt wird. Diese
Freiheit in aeusserlich Zeremonien haben auch die alten Vaeter
gehalten. Denn im Orient hat man das Osterfest auf andere Zeit dann
zu Rom gehalten. Und da etlich diese Ungeleichheit fuer eine
Trennung in der Kirche halten wollten, sind sie vermahnt von
andern, dass nicht not ist, in solchen Gewohnheiten Gleichheit zu
halten. Und spricht Irenaeus also: "Ungleichheit im Fasten trennt
nicht die Einigkeit des Glaubens." Wie auch distinct. 12. von
solcher Ungleichheit in menschlichen Ordnungen geschrieben, dass
sie der Enigkeit der Christenheit nicht zuwider sei. Und
Tripartita Hist., lib. 9, zieht zusammen viel ungleiche
Kirchengewohnheiten und setzt einen nuetzlichen christlichen
Spruch: "Der Apostel Meinung ist nicht gewesen, Feiertage
einzusetzen, sondern Glauben und Liebe zu lehren."
Der XXVII. Artikel. Von Klostergeluebden.
Von Klostergeluebden zu reden, ist not, erstlich zu bedenken,
wie es bis anher damit gehalten, welch Wesen sie in Kloestern
gehabt, und dass sehr viel darin taeglich nicht allein wider Gottes
Wort, sondern auch paepstlichen Rechten zuentgegen [zuwider]
gehandelt ist. Denn zu St. Augustine Zeiten sind Klosterstaende
frei gewesen: folgend [hernach], da die rechte Zucht und Lehre
zerruettet, hat man Klostergeluebde erdacht und damit eben als mit
einem erdachten Gefaengnis die Zucht widerum aufrichten wollen.
Ueber das hat man neben den Klostergeluebden viel andere
Stuecke mehr aufgebracht und mit folchen Banden und Beschwerden
ihrer viele, auch vor gebuehrenden Jahren, beladen.
So sind auch viele Personen aus Unwissenheit zu solchem
Klosterleben gekommen, welche, wiewohl sie sonst nicht zu jung
gewesen, haben doch ihr Vermoegen nicht genugsam ermessen und
verstanden. Dieselben alle, also verstickt und verwickelt, sind
gezwungen und gedrungen, in solchen Banden zu bleiben, ungeachtet
dessen, dass auch [das] paepst
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