angesehen,
dass sie alle bekennen, dass solches wider die Natur und Art des
Geluebdes ist, dass es nicht willig und mit gutem Rat und Bedacht
gelobt wird.
Etliche Canones und paepstilche Rechte zerreissen die
Geluebde, die unter fuenfzehn Jahren geschehen sind. Denn sie
halten's dafuer, dass man vor derselben Zeit so viel Verstandes
nicht hat, dass man die Ordnung des ganzen Lebens, wie dasselbe
anzustellen, beschliessen koenne. Ein anderer Kanon gibt der
menschlichen Schwachheit noch mehr Jahre zu; denn er verbietet, das
Klostergeluebde unter achtzehn Jahren zu tun. Daraus hat der meiste
Teil Entschuldigung und Ursachen, aus den Kloestern zu gehen; denn
sie des mehreren Teils in der Kindheit vor diesen Jahren in
Kloester gekommen sind.
Endlich, wenngleich die Verbrechung [das Brechen] des
Klostergeluebdes moechte getadelt werden, so koennte aber dennoch
nicht daraus folgen, dass man derselben Ehe zerreissen sollte. Denn
St. Augustinus sagt 27.quaest., 1.cap., Nuptiarum, dass man solche
Ehe nicht zerreissen soll. Nun ist je St. Augustin nicht in
geringen Ansehen in der christlichen Kirche, obgleich etliche
hernach anders gehalten [haben].
Wiewohl nun Gottes Gebot von dem Ehestande ihrer sehr viele
vom Klostergeluebde frei und ledig gemacht [hat], so wenden doch
die Unsern noch mehr Ursachen vor, dass Klostergeluebde nichtig und
unbuendig seien. Denn aller Gottesdienst, von den Menschen ohne
Gottes Gebot umnd Befehl eingesetzt und erwaehlt, Gerechtigkeit und
Gottes Gnade zu erlangen, sei wider Gott und dem Evangelio und
Gottes Befehl entgegen; wie denn Christus selbst sagt Matth. 15, 9:
"Sie dienen mir vergebens mit Menschengeboten." So lehret's auch
St. Paulus ueberall, dass man Gerechtigkeit nicht soll suchen aus
unsern Geboten und Gottesdiensten, so von Menschen erdichtet sind,
sondern dass Gerechtigkeit und Froemmigkeit vor Gott kommt aus dem
Glauben und Vertrauen, dass wir glauben, dass uns Gott um seines
einigen Sohnes Christus willen zu Gnaden annimmt.
Nun ist es je am Tage, dass die Moenche gelehrt und gepredigt
haben, dass die erdachte Geistlichkeit genugtue fuer die Suende und
Gottes Gnade und Gerechtigkeit erlange. Was ist nun dies anders,
denn die Herrlichkeit und Preis det Gnade Christi vermindern und
die Gerechtigkeit des Glaubens verleugnen? Darum folgt aus dem,
dass solche gewoehnliche Geluebde unrechte, falsche Gottesdienste
gewesen [sind]. Derhalben sind sie auch unbuendig. Denn ein
gottl
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