os Geluebde, und das wider Gottes Gebot geschehen, ist
unbuendig und nichtig; wie auch die Canones lehren, dass der Eid
nicht soll ein Band zur Suende sein.
St. Paulus sagt zu den Galatern am 5,4: "Ihr seid ab von
Christ, die ihr durch das Gesetz rechtfertig werden wollt, und habt
der Gnade gefehlt." Derhalben auch die, so durch Geluebde wollen
rechtfertig werden, sind von Christo ab und fehlen der Gnade
Gottes. Denn dieselben rauben Christo seine Ehre, der allein
gerecht macht, und geben solche Ehre ihren Geluebden und
Klosterleben.
Mann kann auch nicht leugnen, dass die Moenche gelehrt und
gepredigt haben, dass sie durch ihre Geluebde und Klosterwesen und
=weise gerecht werden und Vergebung der Suenden verdienen; ja, sie
haben noch wohl ungeschicktere Dinge erdichtet und gesagt, dass sie
ihre guten Werke den andern mitteilen. Wenn nun einer dies alles
wollte unglimpflich treiben und aufmutzen, wie viele Stuecke
koennte er zusammenbringen, deren sich die Moenche jetzt selbst
schaemen und nicht wollen getan haben! Ueber das alles haben sie
auch die Leute ueberredet, dass die erdichteten geistlichen
Ordenstaende sind christliche Vollkommenheit [*dass die erdichteten
geistlichen Orden Staende sind christlicher Vollkommenheit]. Dies
ist ja die Werke ruehmen, dass man dadurch gerecht werde. Nun ist
es nicht ein geringes Aergernis in der christlichen Kirche, dass
man dem Volk einen solchen Gottesdienst vortraegt, den die Menschen
ohne Gottes Gebot erdichtet haben, und lehren, dass ein solcher
Gottesdienst die Menschen vor Gott frommm und gerecht macht. Denn
Gerechtigkeit des Glaubens, die man am meisten in der Kirche
treiben soll, wird verdunkelt, wenn den Leuten die Augen
aufgesperrt werden mit dieser seltsamen Engelsgeistlichkeit und
falschem Vorgeben der Armut, Demut und Keuschheit.
Ueberdas werden auch die Gebote Gottes und der rechte und
wahre Gottesdienst dadurch verdunkelt, wenn die Leute hoeren, dass
allein die Moenche im Stand der Vollkommenheit sein sollen. Denn
die christliche Vollkommenheit ist, dass man Gott von Herzen und
mit Ernst fuerchtet und doch auch eine herzliche Zuversicht und
Glauben, auch Vertrauen fasst, dass wir um Christus' willen einen
gnaedigen, barmherzigen Gott haben, dass wir moegen und sollen von
Gott bitten und begehren, was uns not ist, und Hilfe von ihm in
allen Truebsalen gewisslich nach eines jeden Beruf und Stand
gewarten; dass wir auch indes sollen aeusserlich mit Fleiss gute
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