ie Wirkungen dieser Ueberschwemmungen, so kann man nicht
umhin, dabei zu verweilen, wie wunderbar biegsam die Organisation der
Thiere ist, die der Mensch seiner Herrschaft unterworfen hat. In Groenland
frisst der Hund die Abfaelle beim Fischfang, und gibt es keine Fische, so
naehrt er sich von Seegras. Der Esel und das Pferd, die aus den kalten,
duerren Ebenen Hochasiens stammen, begleiten den Menschen in die neue Welt,
treten hier in den wilden Zustand zurueck und fristen im heissen tropischen
Klima ihr Leben unter Unruhe und Beschwerden. Jetzt von uebermaessiger Duerre
und darauf von uebermaessiger Naesse geplagt, suchen sie bald, um ihren Durst
zu loeschen, eine Lache auf dem kahlen, staubigten Boden, bald fluechten sie
sich vor den Wassern der austretenden Fluesse, vor einem Feinde, der sie
von allen Seiten umzingelt. Den Tag ueber werden Pferde, Maulthiere und
Rinder von Bremsen und Moskitos gepeinigt, und bei Nacht von ungeheuren
Fledermaeusen angefallen, die sich in ihren Ruecken einkrallen und ihnen
desto schlimmere Wunden beibringen, da alsbald Milben und andere boesartige
Insekten in Menge hineinkommen. Zur Zeit der grossen Duerre benagen die
Maulthiere sogar den ganz mit Stacheln besetzten Melocactus,(1) um zum
erfrischenden Saft und so gleichsam zu einer vegetabilischen Wasserquelle
zu gelangen. Waehrend der grossen Ueberschwemmungen leben dieselben Thiere
wahrhaft amphibisch, in Gesellschaft von Krokodilen, Wasserschlangen und
Seekuehen. Und dennoch erhaelt sich, nach den unabaenderlichen Gesetzen der
Natur, ihre Stammart im Kampf mit den Elementen, mitten unter zahllosen
Plagen und Gefahren. Faellt das Wasser wieder, kehren die Fluesse in ihre
Betten zurueck, so ueberzieht sich die Savane mit zartem, angenehm duftendem
Gras, und im Herzen des heissen Landstrichs scheinen die Thiere des alten
Europas und Hochasiens in ihr Heimathland versetzt zu seyn und sich des
neuen Fruehlingsgruens zu freuen.
Waehrend des hohen Wasserstandes gehen die Bewohner dieser Laender, um die
starke Stroemung und die gefaehrlichen Baumstaemme, die sie treibt, zu
vermeiden, in ihren Canoes nicht in den Flussbetten hinauf, sondern fahren
ueber die Grasfluren. Will man von San Fernando nach den Doerfern San Juan
de Payara, San Raphael de Atamaica oder San Francisco de Capanaparo,
wendet man sich gerade nach Sued, als fuehre man auf einem einzigen 20
Meilen breiten Strome. Die Fluesse Guarico, Apure, Cabullare und Arauca
bilden da, wo
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