. Sie selbst aber, die junge Frau, blieb in
>Einfried< zurueck, und die Magistratsraetin Spatz schloss sich ihr als
aeltere Freundin an. Das aber hinderte nicht, dass Herrn Kloeterjahns
Gattin auch mit den uebrigen Kurgaesten gute Kameradschaft pflegte, zum
Beispiel mit Herrn Spinell, der ihr zum Erstaunen aller (denn er hatte
bislang mit keiner Seele Gemeinschaft gehalten) von Anbeginn eine
ausserordentliche Ergebenheit und Dienstfertigkeit entgegenbrachte, und
mit dem sie in den Freistunden, die eine strenge Tagesordnung ihr liess,
nicht ungern plauderte.
Er naeherte sich ihr mit einer ungeheuren Behutsamkeit und Ehrerbietung
und sprach zu ihr nicht anders als mit sorgfaeltig gedaempfter Stimme, so
dass die Raetin Spatz, die an den Ohren krankte, meistens ueberhaupt nichts
von dem verstand, was er sagte. Er trat auf den Spitzen seiner grossen
Fuesse zu dem Sessel, in dem Herrn Kloeterjahns Gattin zart und laechelnd
lehnte, blieb in einer Entfernung von zwei Schritten stehen, hielt das
eine Bein zurueckgestellt und den Oberkoerper vorgebeugt und sprach in
seiner etwas behinderten und schluerfenden Art leise, eindringlich und
jeden Augenblick bereit, eilends zurueckzutreten und zu verschwinden,
sobald ein Zeichen von Ermuedung und Ueberdruss sich auf ihrem Gesicht
bemerkbar machen wuerde. Aber er verdross sie nicht; sie forderte ihn auf,
sich zu ihr und der Raetin zu setzen, richtete irgendeine Frage an ihn
und hoerte ihm dann laechelnd und neugierig zu, denn manchmal liess er sich
so amuesant und seltsam vernehmen, wie es ihr noch niemals begegnet war.
"Warum sind Sie eigentlich in >Einfried" fragte sie. "Welche Kur
gebrauchen Sie, Herr Spinell?"
"Kur? ... Ich werde ein bisschen elektrisiert. Nein, das ist nicht der
Rede wert. Ich werde Ihnen sagen, gnaedige Frau, warum ich hier bin. -- Des
Stiles wegen."
"Ah!" sagte Herrn Kloeterjahns Gattin, stuetzte das Kinn in die Hand und
wandte sich ihm mit einem uebertriebenen Eifer zu, wie man ihn Kindern
vorspielt, wenn sie etwas erzaehlen wollen.
"Ja, gnaedige Frau. >Einfried< ist ganz empire, es ist ehedem ein Schloss,
eine Sommer-Residenz gewesen, wie man mir sagt. Dieser Seitenfluegel ist
ja ein Anbau aus spaeterer Zeit, aber das Hauptgebaeude ist alt und echt.
Es gibt Zeiten, in denen ich das empire einfach nicht entbehren kann, in
denen es mir, um einen bescheidenen Grad des Wohlbefindens zu erreichen,
unbedingt noetig ist. Es ist klar, dass man sich anders be
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