ch hin,
und da kam es, lieber Gott, so uebermaessig viel ..."
"Ist sie tot?!" schrie Herr Kloeterjahn ... Dabei packte er die Raetin am
Oberarm und zog sie auf der Schwelle hin und her. "Nein, nicht ganz,
wie? Noch nicht ganz, sie kann mich noch sehen ... Hat sie wieder ein
bisschen Blut aufgebracht? Aus der Lunge, wie? Ich gebe zu, dass es
vielleicht aus der Lunge kommt ... Gabriele!" sagte er ploetzlich, indem
die Augen ihm uebergingen, und man sah, wie ein warmes, gutes,
menschliches und redliches Gefuehl aus ihm hervorbrach. "Ja, ich komme!"
sagte er, und mit langen Schritten schleppte er die Raetin aus dem Zimmer
hinaus und ueber den Korridor davon. Von einem entlegenen Teile des
Wandelganges her vernahm man noch immer sein rasch sich entfernendes
"Nicht ganz, wie? ... Aus der Lunge, was? ... "
12
Herr Spinell stand auf dem Fleck, wo er waehrend Herrn Kloeterjahns so jaeh
unterbrochener Visite gestanden hatte, und blickte auf die offene Tuer.
Endlich tat er ein paar Schritte vorwaerts und horchte ins Weite. Aber
alles war still, und so schloss er die Tuer und kehrte ins Zimmer zurueck.
Eine Weile betrachtete er sich im Spiegel. Hierauf ging er zum
Schreibtisch, holte ein kleines Flacon und ein Glaeschen aus einem Fache
hervor und nahm einen Cognac zu sich, was kein Mensch ihm verdenken
konnte. Dann streckte er sich auf dem Sofa aus und schloss die Augen.
Die obere Klappe des Fensters stand offen. Draussen im Garten von
'Einfried' zwitscherten die Voegel, und in diesen kleinen, zarten und
kecken Lauten lag fein und durchdringend der ganze Fruehling ausgedrueckt.
Einmal sagte Herr Spinell leise vor sich hin: "Unausbleiblicher Beruf..."
Dann bewegte er den Kopf hin und her und zog die Luft durch die Zaehne
ein, wie bei einem heftigen Nervenschmerz.
Es war unmoeglich, zur Ruhe und Sammlung zu gelangen. Man ist nicht
geschaffen fuer so plumpe Erlebnisse wie dieses da! -- Durch einen
seelischen Vorgang, dessen Analyse zu weit fuehren wuerde, gelangte Herr
Spinell zu dem Entschlusse, sich zu erheben und sich ein wenig Bewegung
zu machen, sich ein wenig im Freien zu ergehen. So nahm er den Hut und
verliess das Zimmer.
Als er aus dem Hause trat und die milde, wuerzige Luft ihn umfing, wandte
er das Haupt und liess seine Augen langsam an dem Gebaeude empor bis zu
einem der Fenster gleiten, einem verhaengten Fenster, an dem sein Blick
eine Weile ernst, fest und dunkel haftete. Dann legte er die Haende auf
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