t der Bedrueckten. Und unter leisem
Schluchzen fluesterte die Pastorin:
"Ich bin traurig, weil unser Papa so krank ist, mein suesses Lenchen. Wir
wollen heut abend beten, dass ihn der liebe Gott bald wieder gesund
macht."
Das Kind nickte eifrig. "Ja, ich will fuer Papa und fuer die weisse Henne
beten. Sie hat noch immer ihr schlimmes Bein. Sie schrie, als Trine sie
auf den Schoss nehmen wollte."
Die Frau drueckte in abermaliger, uebermaechtiger Ruehrung das Kind ans Herz
und setzte es sanft auf die Erde hinab. "Komm, ganz leise, geh nun
wieder nach vorn und bitte Fraeulein Carin, dass sie Dir Deine Puppe
anziehen hilft, und nachdem musst Du ein wenig lernen, Lenchen, das
Einmaleins!"
"Soll ich es Papa hersagen, wenn ich es kann?"
"Gewiss, Lenchen, dann wird er um so eher gesund!"
Das Kind horchte vergnuegt auf und trippelte aus dem Gemach.
Nach einer Weile oeffnete Fraeulein Carin die Thuer und fragte, ob Frau
Hoeppner ihren Mann verlassen koenne. Es seien mehrere Personen da, die
sie zu sprechen wuenschten.
Die Frau trat an das Bett des Kranken, vergewisserte sich, dass er noch
schlief, und folgte dann dem an sie ergangenen Rufe.
Sie fand neben Frauen aus dem Dorfe, die nach des Pastors Befinden
fragten, vornehmlich aber andere Anliegen hatten, und denen sie in ihrer
entschiedenen, aber stets huelfbereiten Weise Rat erteilte, auch Frege
von Falsterhof auf dem Flur. Da sie mit ihm laenger zu sprechen wuenschte,
rief sie ihm freundlich gruessend zu: "Gehen Sie nur in meines Mannes
Zimmer, Frege, ich komme gleich, und wir koennen dann in Ruhe reden."
Aber er blieb wartend stehen und trat erst, nachdem die uebrigen sich
entfernt hatten, mit der Pastorin in das erwaehnte Gemach.
"Nun, mein guter Frege? Was haben Sie?" hub die Pastorin, nachdem beide
sich gesetzt hatten, an und legte, wie meist beim Plaudern, die
gefalteten Haende auf die Brust. "Sie wollen wohl etwas von Frau Cromwell
hoeren? Oder haben Sie selbst Nachricht?"
"Nein, ich komme wegen etwas anderem. Ich kann nicht mehr auf Falsterhof
bleiben. Es geht mir am Ende doch ans Leben. Wenn ich auch ihm, Herrn
von Brecken, gegenueber so gethan habe, als ob mir Leben oder Sterben
gleich waere, man will doch nicht wie ein Hund totgeschlagen werden!"
"Na, was sind denn das wieder fuer Sachen," stiess die Pastorin
erschrocken heraus. "Soll man denn nie vor dem schrecklichen Menschen
zur Ruhe kommen? Erzaehlen Sie, was geschehen ist, Frege--"
I
|