FREE BOOKS

Author's List




PREV.   NEXT  
|<   8   9   10   11   12   13   14   15   16   17   18   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28   29   30   31   32  
33   34   35   36   37   38   39   40   41   42   43   44   45   46   47   48   49   50   51   52   53   54   55   56   57   >>   >|  
woerst nun auf seine Tugend und denkst sogar daran, unser Eigentum seiner Hand anzuvertrauen? Ich wollte, der schreckliche Mensch waere erst aus dem Hause, ja, mir scheint, wir muessten eher grosse Opfer bringen, um ihn fuer immer von uns zu entfernen, als dass wir darueber sinnen, ihn an uns zu fesseln. Weisst Du, was ich glaube? Nicht nur zu Unehrlichkeiten, zu leichtfertigen Streichen ist er faehig, sondern unter Umstaenden zu einem Verbrechen!" "Theonie! Theonie!" rief die alte Dame entsetzt und fuer ihren Neffen Partei nehmend. "Welche Gedanken! Meine Schwaegerin, Deine Tante, war eine kalte, misstrauische Natur. Sie erzog ihren Sohn lediglich aus Pflichtgefuehl. Liebe empfand sie weder fuer ihn, noch fuer ihren verstorbenen Mann. Obgleich sie seine Mutter war, war ihr Urteil im schlechten Sinn getruebt. Sie liess ueberhaupt keinem etwas Gutes, sie sah stets nur die Schattenseiten der Menschen. Tankred wurde leichtsinnig und genusssuechtig, weil sein Vater ihm ein trauriges Beispiel gab, und die Mutter ihm nie einen Funken Liebe zeigte, aber er ist nicht verdorben, nicht schlecht, berechnend oder gar verbrecherisch. Grade Menschen wie Tankred bringt man oft am sichersten zur Umkehr, wenn man ihnen Vertrauen schenkt. Ihr ersticktes Ehrgefuehl erwacht dann, und sie bestreben sich, zu zeigen, dass sie doch im Grunde etwas anderes sind, als wofuer man sie haelt."---- Nachdem Tankred fast eine Viertelstunde seine Tante und Kousine belauscht hatte, wich er zurueck und schien auf Grund der von ihm gemachten Beobachtungen zu einem Entschluss gelangt zu sein. Aber rasch, wie von einem ploetzlichen Anruf umgestimmt, wandte er sich wieder um, als nun eben ein Schrei aus dem Innern durch Fenster und Mauern drang und ihn belehrte, dass in diesem Augenblick sich etwas Entscheidendes zugetragen habe. Er sah, als er wieder ins Gemach spaehte, dass seine Kousine sich mit allen Anzeichen des Schreckens und Schmerzes ueber ihre Mutter herabbeugte und der offenbar ihre letzten Seufzer aushauchenden Greisin behuelflich war, die Todesqual leichter zu ueberwinden. Das Stoehnen und Aechzen, das Tankred aufgescheucht hatte, wiederholte sich; schrecklich verzerrten sich die Zuege der Sterbenden, und kaum fuenf Minuten spaeter hatte Frau von Brecken ihren Geist aufgegeben. Rasch wie der Blitz verschwand nun der Kopf Tankreds vom Fenster. Mit wenigen Saetzen hatte er den kleinen Wiesenplan und den Graben uebersprungen, und bald befand er
PREV.   NEXT  
|<   8   9   10   11   12   13   14   15   16   17   18   19   20   21   22   23   24   25   26   27   28   29   30   31   32  
33   34   35   36   37   38   39   40   41   42   43   44   45   46   47   48   49   50   51   52   53   54   55   56   57   >>   >|  



Top keywords:

Tankred

 

Mutter

 

wieder

 
Theonie
 

Menschen

 
Fenster
 

Kousine

 

Mauern

 
ploetzlichen
 
belehrte

umgestimmt

 

Innern

 
Schrei
 
wandte
 
Vertrauen
 

gemachten

 

Nachdem

 

Viertelstunde

 

belauscht

 
wofuer

zeigen

 
Grunde
 

anderes

 

erwacht

 

Ehrgefuehl

 

Beobachtungen

 
bestreben
 
Entschluss
 

schenkt

 

gelangt


ersticktes

 

zurueck

 

schien

 

Anzeichen

 

spaeter

 

Minuten

 

Brecken

 
aufgegeben
 

schrecklich

 

wiederholte


verzerrten
 

Sterbenden

 
Wiesenplan
 
kleinen
 
Graben
 

uebersprungen

 

befand

 
Saetzen
 
wenigen
 

verschwand