eine Ehre machte,
Spiess und Cramer, mitunter die koestlichen Schriften ueber Erziehung von
Lafontaine; wenn ihr von Meissner etwas anderes gelesen als einige
Kriminalgeschichten &c., so habt ihr euch wohl gehuetet, es in guter
Gesellschaft wiederzusagen; einige aber von euch waren auf gutem Wege; denn
Schiller fing an, ein grosses Publikum zu bekommen. Gewinn fuer ihn und
fuer sein Jahrhundert, wenn er, wie ihr zu sagen pflegt, in die Mode
gekommen waere; dazu war er aber auch zu gross, zu stark. Ihr wolltet euch
die Muehe nicht geben, seinen erhabenen Gedanken ganz zu folgen. Er wollte
euch losreissen aus eurer Spiessbuergerlichkeit, er wollte euch aufruetteln
aus eurem Hinbrueten mit jener ehernen Stimme, die er mit den
Silberklaengen seiner Saiten mischte; er sprach von Freiheit, von
Menschenwuerde, von jener erhabenen Empfindung, die in der menschlichen
Brust geweckt werden kann,--gemeine Seelen! Euch langweilten seine
herrlichsten Tragoedien, er war euch nicht allgemein genug. Was soll ich
von Goethe reden? Kaum, dass ihr es ueber euch vermoegen konntet, seine
Wahlverwandtschaften zu lesen, weil man euch sagte, es finden sich dort
einige sogenannte pikante Stellen,--ihr konntet ihm keinen Geschmack
abgewinnen, er war euch zu vornehm.
Da war eines Tages in den Buchladen ausgehaengt: "Mimili, eine
Schweizergeschichte." Man las, man staunte. Siehe da, eine neue Manier zu
erzaehlen, _so angenehm, so natuerlich, so ruehrend_ und _so reizend_! Und
in diesen vier Worten habt ihr in der Tat die Vorzuege und den Gehalt jenes
Buches ausgesprochen. Man wuerde luegen, wollte man nicht auf den ersten
Anblick diese Manier _angenehm_ finden. Es ist ein laendliches Gemaelde,
dem die Anmut nicht fehlt; es ist eine wohltoenende, leichte Sprache, die
Sprache der Gesellschaft, die sich zum Gesetz macht, keine Saite zu stark
anzuschlagen, nie zu tief einzugehen, den Gedankenflug nie hoeher zu nehmen
als bis an den Plafond des Teezimmers. Es ist wirklich angenehm zu lesen,
wie eine Musik angenehm zu hoeren ist, die dem Ohr durch sanfte Toene
schmeichelt, welche in einzelne wohllautende Akkorde gesammelt sind. Sie
darf keinen Charakter haben, diese Musik, sie darf keinen eigentlichen
Gedanken, keine tiefere Empfindung ausdruecken; sonst wuerde die arme Seele
unverstaendlich werden oder die Gedanken zu sehr affizeren. Eine angenehme
Musik, so zwischen Schlafen und Wachen, die uns einwiegt und in suesse
Traeume hinueberlullt. Siehe, so di
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