n Maedchen sich eine
Venus bilden wollte. Aber er vergisst den hohen Sinn, der in der Sage von
dem Kuenstler liegt. Sechs zogen vorueber und zeigten dem entzueckten Auge
stolz die entfesselten Reize ihrer Jugend. Die siebente, als die Gewaender
fallen sollten, erroetete und verhuellte sich, und der Kuenstler liess jene
sechs voruebergehen und bildete nach diesem Vorbild jungfraeulicher Hoheit
seine Goettin. Nicht also Clauren; die sechs hat er wohl aufgenommen, der
siebenten, als sie verschaemt, verhuellt, erroetend nahte, hat er die Tuere
verschlossen.
Und jetzt, meine Herren, setzet euch her, macht es euch bequem! Der grosse
Meister gibt ja das Panorama aller weiblichen Reize. Siehe die entfesselten
Locken, die auf den Alabaster der Schultern niederfallen, siehe--doch wie?
Soll ich alle jene erhabenen, ausgesuchten Epitheta wiedergeben, die sich
mit Schnee, mit Elfenbein, mit Rosen gatten? Ich bin ein Mann und erroete,
erroete darueber, dass ein Mann aus der sogenannten guten Gesellschaft die
sittenlose Frechheit hat, alljaehrlich ein ausfuehrliches Verzeichnis von
den Reizen drucken zu lassen, die er bei seinem Weibe fand!
Als Tasso jene Strophen dichtete, worin die Gesandten Gottfrieds am Palast
der neuen Circe die Nymphen im See sich baden sehen, glaubet ihr, seine
reiche, gluehende Phantasie haette ihm nicht noch lockendere Bilder,
reizendere Wendungen einhauchen koennen als einem Clauren? Doch er dachte
an sich, er dachte an die hohe, reine Jungfrau, fuer die er seine Gesaenge
dichtete, er dachte an seinen unbefleckten Ruhm bei Mit- und Nachwelt, und
siehe, die reichen Locken fallen herab und stroemen um die Nymphen und
rollen in das Wasser, und der See verhuellt ihre Glieder. Aber, _si parva
licet componere magnis_, was soll man zu jener skandaloesen Geschichte
sagen, die H. Clauren in einem frueheren Jahrgang des Freimuetigen, eines
Blattes, das in so manchem haeuslichen Zirkel einheimisch ist, erzaehlt?
Rechne man es nicht _uns_ zur Schuld, wenn wir Schaendlichkeiten aufdecken,
die jahrelang _gedruckt_ zu lesen sind. Eine junge Dame koemmt eines Tages
auf Claurens Zimmer. Sie klagt ihm nach einigen Vorreden, dass sie zwar
seit vierzehn _Tagen_ verheiratet, und gluecklich _verheiratet_, aber durch
einen kleinen Ehebruch von einer Krankheit angesteckt worden sei, die ihr
Mann nicht ahnen duerfe. H. Clauren erzaehlt uns, dass er der engelschoenen
Dame gesagt, sie sei nicht zu heilen, wenn sie ihm nicht den Gra
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