das ist die _Sprache_. Man wirft nicht mit Unrecht den Schwaben und
Schweizern vor, dass sie nicht sprechen, wie sie schreiben; aber
wahrhaftig, es gereicht H. Clauren zu noch groesserem Vorwurf, dass er so
gemein schreibt, wie er gemein und unedel zu sprechen und zu denken
scheint. Man hat in neuerer Zeit manches verschrobene und verschraenkte
Deutsch lesen muessen; waren es Wendungen aus dem fuenfzehnten Jahrhundert,
waren es Saetze aus einer spanischen Novelle, es wollte sich in unserer
reichen, herrlichen Sprache nicht recht schicken. Ohrzerreissend waren auch
die Kompositionen, die Voss nach Analogie Homer's vornahm; aber man kann
Maenner dieser Art hoechstens wegen ihres schlechten Geschmacks bedauern,
anklagen niemals; denn es lag dennoch ein schoener Zweck ihrem wunderlichen
Handhaben der Sprache zugrunde. Was soll man aber von der geflissentlichen
Gemeinheit sagen, womit der Erfinder der Mimilismanier seine Produkte
einkleidet! Koenig Salomo, wenn er noch lebte, wuerde diesen Menschen mit
einem Freudenmaedchen vergleichen. Sie geht einher im Halbdunkel, angetan
mit koestlichen Kleidern, mit allerlei Flimmer und Federputz auf dem
Haupte. Du redest sie an mit Ehrfurcht; denn du verehrst in ihr eine
wohlerzogene Frau aus gutem Hause; aber sie antwortet dir mit wieherndem
Gelaechter, sie gesteht, sie muesse lachen, dass "_sie der Bock stoesst_";
sie spricht in Worten, wie man sie nur in Schenken und auf blauen
Montagstaenzen hoeren konnte; sie enthuellt sich, ohne zu erroeten, vor
deinen Augen und spricht Zoten und Zoetchen dazu. Wehe deinem Geschmack,
wehe dir selbst und deinem sittlichen Wert, wenn dir nicht klar wird, dass
die, welche du fuer eine anstaendige Frau gehalten, eine feile Dirne ist,
bestimmt zum niedrigsten Vergnuegen einer verworfenen Klasse!
Wozu ein langes Verzeichnis dieser Sprachsuenden hieher setzen, da ja das
Buch, ueber welches wir sprechen, der "Mann im Monde", ein lebendiges
Verzeichnis, ein vollstaendiger Katalog seiner Worte, Wendungen, Farben und
Bilder ist? Es ist die Sauce, womit er seine widerlichen Frikasseen
anfeuchtet, und je mehr er ihr jenen echten Wildbretgeschmack zu geben
weiss, der schon auf einer Art von Faeulnis und Moder beruht, desto mehr
sagt sie dem verwoehnten Gaumen seines Publikums zu.
Noch ist endlich ein Zutaetchen und Ingredienzchen anzufuehren, das er aber
selten anwendet, vielleicht weil er weiss, wie laecherlich er sich dabei
ausnimmt; ich meine jene ruehre
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