untere Laune hinter
sich geworfen hat, welchen Mann ergoetzt nicht die Schilderung eines
sonderbaren, verschrobenen Charakters? Wer erfreut sich nicht an heiteren
Szenen, wo nicht der _Verfasser_ lacht, sondern die Figuren, die er uns
gezeichnet? Wem, wenn er auch jahrelang nicht gelaechelt haette, muessten
nicht Jean Pauls Pruegelszenen ein Laecheln abgewinnen? Auf der
Stufenleiter seines Humors steigt er herab bis in das unterste, gemeinste
Leben; aber sehet ihr ihn jemals gemein werden, wie Clauren auf jeder Seite
ist? Walter Scott, der Mann des Tages, der aus manchem Herzen selbst die
Wurzel des "Vergissmeinnicht" gerissen hat, Walter Scott treibt sich in den
gemeinsten Schenken des Landes, in den schmutzigsten Hoehlen von Alsatia
umher; aber sehet ihr ihn jemals gemein werden? Weiss er nicht, wie jene
niederlaendischen Kuenstler, sogar das Unsauberste zu malen, ohne dennoch
selbst unreinlich und schluepfrig zu sein? Koennet ihr nicht seine
Schilderungen, selbst an das Gefaehrliche streifende Situationen, jedem
Maedchen von Zucht und Sitte vorlesen, ohne sie dennoch erroeten zu machen?
Solche Maenner kommen mir vor wie anstaendige Leute, die durch eine
schmutzige Strasse in gute Gesellschaft gehen sollen. Sie treten leise auf,
sie wissen mit sicherem Fusse die breiten Steine herauszufinden und treten
reinlich in den Hausflur, waehrend Menschen wie Clauren, wilden Jungen oder
Schweinen gleich, durch dick und duenn laufen und, nicht zufrieden, sich
selbst beschmutzt zu haben, die Voruebergehenden besudeln und mit Kot
bespritzen.
Noch gibt es, Gott sei es gedankt, solcher reinlichen Leute genug in
unserer Literatur, gibt es der Maenner viele, die mit Wahrheit und Wuerde
jene Anmut, jene Laune verbinden, die euch in trueben Stunden freundlich zu
Hilfe kommt. Oder solltet ihr vergessen haben, dass uns ein Goethe, ein
Jean Paul, ein Tieck, ein Hoffmann Erzaehlungen gaben, die sich mit jeder
Dichtung des Auslandes messen koennen? Hat euch der Vergissmeinnicht-Mann
so gaenzlich gefesselt, dass ihr die schoenen Blueten zahlreicher anderer
Erzaehler nicht einmal vom Hoerensagen kennt? Freilich, diese Maenner
verschmaehten es, ihre Blumen am Sumpf zu brechen oder ihre Farben mit dem
Wasser einer Pfuetze zu mischen; sie fuehlten, dass der Entwurf ihrer
Gemaelde anziehend und interessant, dass die Stellung der Gruppen nach
natuerlichen Gesetzen zu ordnen sei, dass selbst das Neue, Ueberraschende
angenehm fuer das Auge sein mue
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