ines Herz ausgeschuettet. Nicht Herr von Tressen,
der immer nur seine Amuesements, seine L'Hombre-Partieen, Diners, Jagden
und Reisen ins Auge fasste, hatte ihr den frueh verlorenen Vater ersetzt,
sondern der Junggeselle Hederich.
Er kannte nichts von der Welt draussen, aber um so besser war er ueber
alle Gutsangelegenheiten und alle Persoenlichkeiten in naechster und
weiterer Umgegend unterrichtet. Er ward auch sehr haeufig in praktischen
Fragen, bei der Beurteilung von Pferden und anderen die Landwirtschaft
betreffenden Dingen, ueber Korn, Witterung und Gesinde um Rat gefragt und
wusste eigentlich immer alles. Dem pfeifen es die Drosseln von den Baeumen
zu, sagten die Leute von ihm.
"Guten Morgen, guten Morgen, liebes Fraeulein. Drum und dran. Schon so
frueh heraus? Wie geht's Papa heute? Hab' ihn noch nicht gesehen.--So,
so, das ist schoen.--Ja, gewiss, gern.--Ich habe Zeit! Sollen wir hier den
Buchensteg entlang gehen? Nun, liebes Fraeulein, was ist, bitte?"
"Zuerst Hederich: Fraeulein Carin verlaesst uns. Sagen Sie, was halten Sie
eigentlich von ihr?"
"Viel, Fraeulein Grete! Sie ist eine ehrliche Person und braucht nicht
erst ein Kreuz auf dem Ruecken zu haben zum Zeichen, dass sie dienstfaehig
ist. Sie hat von ihren Eltern Verstand mit in die Wiege gelegt gekriegt.
Aber drum und dran, warum fragen Sie?" forschte der Alte mit seinem tief
eingeschnittenen Gesicht und machte neugierige Augen.
"Nun ja, weil sie weggeht, und ich darueber nachdenke, an wem die Schuld
wohl liegt. Gewiss Hederich, ich stimme Ihnen bei. Aber wir verstehen uns
nicht mehr. Da ist es besser--"
"Ja, ja, Sie gehen bei Zeiten auseinander, als dass Sie in Feindschaft
enden. Gewiss, das hat sie nicht um Sie verdient, Fraeulein Grete!"
Grete schwieg, sie fuehlte er hatte recht; gern wuerde sie aber gesehen
haben, dass er ihr bereitwillig zugestimmt haette.
"Wie kam denn das mit Ihrem Streit, Fraeulein Grete, nichts fuer ungut,
wenn ich fragen darf?"
"Ueber Herrn von Brecken erzuernten wir uns. Apropos! Was halten Sie von
dem?" unterbrach Grete sich, als sei sie erst durch das Gespraech auf ihn
gebracht, waehrend sie es doch nur um seinetwillen begonnen hatte.
Der Verwalter antwortete diesmal nicht gleich. Er schien ausweichen zu
wollen.
"Nun? Haben Sie etwas gegen ihn?"
"Mit Verlaub, Fraeulein Grete. Will Fraeulein Carin etwas von ihm wissen?"
"Nicht viel eben! Sie verdaechtigt seinen Charakter."
Hederich bewegte den K
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