in constitutionelles Staatsleben erwachsen zu lassen."
"Eine Aufgabe," rief der Herzog Audiffret, "bei welcher das Ministerium
sicher auf den Beistand jedes guten Franzosen, jedes freisinnigen und
klar denkenden Mannes rechnen kann--"
"Und eine Aufgabe," fiel Herr Weiss mit seiner leisen und etwas monotonen
Stimme ein, "an deren Erfuellung ich glaube und zu der jedenfalls die
Regierung und Alle, die ihr angehoeren, den besten und redlichsten Willen
mitbringen. Auch glaube ich nicht," fuhr er fort, "dass die Schwierigkeit
derselben so gross ist, als sie Herrn Mignet erscheint. Ich glaube, dass
gerade das constitutionelle System das einzige ist, nach welchem
Frankreich auf die Dauer regiert werden kann. Der Kampf der Parteien in
der Arena der Kammern giebt allen Ansichten Raum, um sich geltend zu
machen, und dadurch wird am sichersten ein gefaehrlicher Ausbruch der
einen oder der andern extremen Richtung vermieden. Ausserdem soll das
constitutionelle System das Land vor unueberlegten und gefaehrlichen
Actionen nach Aussen bewahren, zu dem Caesarismus und der Demokratie am
Meisten neigen, denn sowohl die Massen des Volkes, als ein allmaechtiger
Selbstherrscher sind von persoenlichen und augenblicklichen Eindruecken in
besonders hohem Grade abhaengig. Beide neigen zur Tyrannei, bei Beiden
liegt die Gefahr eines gefaehrlichen Spieles mit der nationalen Kraft und
dem Nationalwohlstand.--Ich glaube nicht, dass unter einer
constitutionellen Regierung, wie wir sie jetzt anbahnen, eine
mexikanische Expedition moeglich sein wuerde. Was uebrigens die Verbindung
der Napoleonischen Tradition mit dem constitutionellen System betrifft,
so macht sich dieselbe nach meiner Ueberzeugung sehr leicht, so bald nur
eben von Seiten des Kaisers, wie das jetzt der Fall ist, offen und frei
die Verstaendigung mit den verfassungsmaessigen Repraesentanten der Nation
erstrebt und gesucht wird."
"General Changarnier und der Herzog von Broglie," rief der Kammerdiener
in den Salon und neben einander traten der Repraesentant des alten
franzoesischen Adelsgeschlechts in seiner vornehmen, eleganten Haltung
und der greise General des Julikoenigthums herein.
General Changarnier war trotz seiner vom Alter gebrochenen Haltung eine
etwas noch militairisch kraeftige Erscheinung. Der Ausdruck seines
ernsten wuerdevollen Gesichts mit dem weissen Bart und Haar war einfache
natuerliche Offenheit,--seine klaren, etwas tief liegenden Augen blickten
ruhig und nac
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