ropaeische Gleichgewicht veraenderte."
"Das ist richtig," sagte Herr Thiers ernst, "aber der Fehler, den die
Regierung begangen hat, wird sich raechen, und zwar raechen durch einen
Krieg, der um so gewaltiger und erschuetternder sein wird, je mehr man
ihn zur Zeit, da er vernuenftiger Weise geboten war, unterlassen hat. Die
Regierung des Kaisers," fuhr er fort, indem er die Arme unter einander
schlug und ein wenig in dem Ton eines politischen Vortrages weiter
sprach, "die Regierung des Kaisers hat uns in einen sehr bedenklichen
Zustand versetzt. Es war eine Regierung ohne Regel und ohne Ordnung. Der
Brief des Kaisers an den Herzog von Augustenburg hat Daenemark, unsern
Alliirten, getoedtet und Europa zu gleicher Zeit der Willkuer der Gewalt
Preis gegeben. Von jener Epoche an datirt all unser Unglueck. Der Krieg
ist unvermeidlich. Zwei grosse Kraefte wie Frankreich und Preussen koennen
nicht immer, bis an die Zaehne bewaffnet, mit unter einander
geschlagenen Armen einer der andern gegenueber stehen, das muss einmal zum
Ausbruch kommen.--Wann aber?--Ich weiss es nicht und Niemand weiss
es.--Preussen wird nichts nachgeben, gar nichts, es wird keine
Concessionen machen, glauben Sie es ja, und dann wird endlich der
Augenblick kommen, in welchem die franzoesische Regierung, sie moege
heissen, wie sie wolle, durch Aufwallen des Nationalzorns zum Handeln
gedraengt werden wird.--Die einzige Macht, welche durch eine kraeftige
Vermittlung den Conflict zu verhindern im Stande sein koennte, ist
England; doch glaube ich nicht an solch eine Vermittlung. Lord Clarendon
wird einzelne Versuche machen, aber er wird nichts Ernstes thun und
namentlich seinen Worten keinen thaetigen Nachdruck geben. Er ist sehr
vorsichtig und sehr wenig geneigt zu energischen Massregeln.
"Freilich," sprach er weiter, "wird es in einem solchen Augenblicke
nicht allein auf tuechtige Generale, sondern auch auf Staatsmaenner
ankommen, welche Kraft und Energie besitzen und zugleich durch ihren
Charakter der Nation Vertrauen einfloessen.
"Unser guter Freund Daru, den ich sehr hoch schaetze, wuerde vielleicht
kaum einer so grossartigen Action gewachsen sein, wie die Zukunft sie
uns auferlegen muss. Ich sehe ueberhaupt nach dem Tode von Walewsky,
welcher ein ehrlicher Mann war, unter Denen, welche dem Kaiser naeher
stehen, nur Drouyn de L'huys, der einer solchen Aufgabe gewachsen sein
koennte.--Ich glaube auch, dass er noch in sehr nahen Beziehungen zum
Kaiser
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