Erinnerung."
"Ein Gebiet, das eine Zeit lang verschlossen war, kann sich aber wieder
oeffnen. Es scheint ja, dass Frankreich jetzt zu besseren Zustaenden
uebergeht und dass eine Reihe seiner besten Soehne nicht mehr von aller
patriotischen Thaetigkeit ausgeschlossen werden sollen. Es kann ja
auch--und ich hoffe es--die Zeit wieder kommen, in welcher Ihr Degen
noch einmal dem Vaterlande grosse Dienste zu leisten berufen sein wird."
Der General laechelte bitter.
"Unter der Herrschaft dieses Kaisers Napoleon III.? sagte er--Sie
scherzen."
"Warum?" fragte Herr Thiers, "man muss in der Politik niemals die Person
in Betracht ziehen, sondern immer nur die Dinge und die Verhaeltnisse;
und dem Vaterlande zu dienen ist immer edel und gut, welche Person
dasselbe auch an seine Spitze gestellt haben mag. Wenn der Kaiser
Napoleon nach gesunden und richtigen Prinzipien zu regieren sich
entschliessen kann, so wuerde ich keinen Augenblick Bedenken tragen, seine
Regierung zu unterstuetzen, obwohl ich doch wahrlich auch--nicht dafuer
bezahlt bin, ihn zu lieben--," sagte er laechelnd.
"Kann dieser Kaiser ueberhaupt nach gesunden Prinzipien regieren?" fragte
Changarnier, indem ein bitterer Ausdruck auf seinem sonst so freundlich
wohlwollenden Gesicht erschien. "Kann man das Vertrauen zu ihm haben,
dass er die Principien, welche er ausspricht, auch wirklich zur
Richtschnur seiner Handlungen macht?
"Nun," sagte Herr Thiers, "er hat uns Beide schlecht genug behandelt,
aber ich muss gestehen, dass ich auf dem Wege, den er jetzt eingeschlagen
hat, gern bereit bin ihn zu unterstuetzen."
"Er hat," sprach der General, "Ihr Vertrauen nicht in dem Masse getaeuscht
wie das meinige. Ich werde es nie vergessen und ihm nie verzeihen, wie
er vor dem Staatsstreich meine Arglosigkeit benutzt hat, um jeden
Widerstand gegen jenes Attentat unmoeglich zu machen.--
"Er liess mich," fuhr er fort, waehrend Herr Thiers ihn fragend und
erwartungsvoll anblickte, "wenige Tage vor dem 2. December in sein
Cabinet in dem Palais Elysee rufen und unterhielt sich eingehend und
anscheinend mit grosser Offenheit mit mir ueber die damalige Lage
Frankreichs. Er betonte die Notwendigkeit, in die unmittelbare Naehe von
Paris diejenigen Truppen zu bringen, welche der Republik am sichersten
und ergebenden seien, da moeglicher Weise Unruhen entstehen koennten,
welche im Stande sein moechten, die Freiheit der Verhandlungen der
Nationalversammlung zu beeintraechtigen
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