Kenntniss der
sie umgebenden Natur waere, was sie als nuetzliche Dankesgabe fuer eine
ihnen gewidmete treue Sorgfalt geben koennten. Hatten doch einige von
ihnen reiche und originelle Kulturen entwickelt, deren Zerstoerung ein
unersetzlicher Verlust fuer die Menschheit ist. Zunaechst ist es die Hoehe
und Reinheit der mexikanischen Moral, wovon Waitz (4, 125 ff.) Proben
gibt und die auch hinter den Lehren des Christenthums keineswegs weit
zurueckbleiben, was jene Behauptung rechtfertigt. Zugleich aber war in
Mexiko wie in Peru auch die intellektuelle Faehigkeit hoch entwickelt,
und was sie in industrieller Beziehung leisteten (Bauwerke, Goldarbeiten
u.s.w.) ist bekannt genug. Sicher ist uns vieles von dem, was sie
leisteten, durch die Art der Eroberung verloren; und was eine solche
Kultur geleistet haben wuerde, wenn sie durch freundliches und
allmaehliches Bekanntwerden mit der europaeischen erhoeht worden waere,
darueber haben wir kein Urtheil. Jedenfalls sind verschiedene Brennpunkte
der Kultur fuer die Menschheit nur ein Vortheil und zwar ein ganz
unschaetzbarer, wenn man bedenkt wie langsam im allgemeinen die
Entwickelung der Voelker ist. Auch ist kein geringer Werth auf die
originale Verschiedenheit solcher selbstaendiger Kulturen zu legen; durch
ihr Zusammentreffen, Wetteifern, selbstaendiges Schaffen wird mehr und
allseitiges ins Leben gerufen und der menschliche Geist mehr und
allseitiger entwickelt, als durch eine einzige in sich wesentlich
gleiche Kultur.
Moege denn von diesen Voelkern wenigstens gerettet werden, was noch zu
retten moeglich ist. Bis jetzt steht die Entwickelung der Menschheit auch
nach dieser Seite hin ganz unter naturalistischem Gesetz. Der "Kampf ums
Dasein", in welchem es der Staerkere ist, welcher siegt, zeigt sich im
vollsten Maasse; die erstarkten Racen breiten sich aus, gewaltsam und
zum Unterschied von der unvernuenftigen Natur mit Lust und ohne
Beduerfniss zerstoerend, und ihnen erliegen die schwaecheren. Allein der
Mensch ist der Vernunft und der Liebe faehig und gerade darin sollte der
staerkere des vernunftbegabten Geschlechtes seine Kraft zeigen, dass er
schwaecheres liebend zu sich emporhebt, statt es zu vernichten; dann
wuerde der Geist, die sittliche Wahl des Menschen herrschen und die
Gesamtheit haette einen grossen Schritt weiter gethan auf der Bahn, die
sie gehen muss, in der Befreiung des Geistes von den rohen Fesseln der
aeusseren Natur.
Fussnoten:
[A] Hale
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