nen und Slaven.
Merkwuerdig ist, dass auch bei Heiligen-Schaedeln der Gebrauch vorkommt,
so zu Trier, zu Neuss, und nach Aventin (Ausg. v. 1566 fol. 33, a) zu
Ebersberg und Regensburg. Der Gebrauch ist also derselbe; man sieht, es
war wohl zunaechst eine Art von Kannibalismus, dann aber auch ein Zeichen
der Freundschaft, der Liebe, dankbarer Erinnerung. Zu beachten ist noch,
dass Aventin sagt, Niemand haette aus einem solchen Schaedel trinken
duerfen, wer nicht einen Feind erschlagen haette, da auch dieser Zug an
manches Aehnliche unter den Naturvoelkern erinnert. Doch koennen wir diese
hoechst merkwuerdigen Uebereinstimmungen hier nicht weiter verfolgen.
[L] Herod. 4, 26 (nach Grimm a.a.O.) sagt von den Issedonen [Griechisch:
epean andri apothane pater, hoi prosechontes pantes prosagousi
probata chai epeiten tauta thysantes chai chatatamontes ta chrea
chatatamnousi chai ton tou dechomenou tethneota gonea, anamixantes de
panta ta chrea daita protitheatai]. Auch die Wilzen und Skythen assen
ihre verstorbenen Eltern. Die Wenden toedteten noch im 16. Jahrhundert
ihre arbeitsuntuechtigen Vaeter unter besonderen Ceremonien (Kuehn,
maerkische Sagen und Maehrchen 335). Auch hier stehen wir vor einer
uralten und weit verbreiteten Sitte, die wir hier ebenfalls nur
beruehren, nicht abhandeln koennen. Vgl. was etwas weiter unten ueber Mare
und Neuguinea gesagt wird. Ueber dieselbe Sitte bei Roemern, Griechen,
Phoeniziern (Sardinien), spanischen, deutschen u.a. Voelkern siehe Merklin
in den Memoires de l'academie de Petersbourg 1852 S. 119 und Osenbrueggen
in der Vorrede zu Cicero pro S. Roscio p. 51 ff. Auch das litauische
Sprichwort (Schleicher lit. Maehrchen 179) "wie das Soehnchen heranwaechst,
hat es auch den Vater erwuergt", koennte auf eine aehnliche, jetzt laengst
abgekommene Sitte hinweisen.
[M] Bei Bechst. bekommen Knaben nach Genuss einer Zauberspeise die
Faehigkeit zu fliegen. In einem sehr aehnlichen indischen Maehrchen bei
Somadeva (Brockhaus 104) ist diese Speise Menschenfleisch. Ein
Zusammenhang beider Erzaehlungen waere nicht undenkbar.
[N] Die Menschenschaedel, welche am Eingange des Palastes, an den
Stadtthoren und allen wichtigen Plaetzen Dahomeys angebracht sind (Waitz
2, 130), kann man gewiss nicht anders deuten. Auch unter den Semiten war
der Gebrauch verbreitet: die phoenicischen Staedte wurden dadurch fest
gemacht, dass man an ihren Thoren und sonst Menschen eingrub (Movers
Phoenizien 2, 46). Bei den I
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