eher entschuldigt.
In dieser und aehnlicher Weise erging sich die Gesellschaft in ihrem
Urteil und hielt es--selbst nur allzu erprobt in Dingen, die man jenen
unterzuschieben sich unterfing--fuer unmoeglich, dass Menschen etwas
anderes verbinden koenne als eine strafbare Leidenschaft.
Aber man blieb dabei nicht stehen. Die Vermoegensverhaeltnisse Claireforts
wurden gleichfalls einer Beurteilung unterzogen. Es sei nichts mit dem
grossen Reichtum! Nur der masslosen Verschwendungssucht der Frau
widerstandslos nachgebend, habe Clairefort die Villa in solcher
luxurioesen Weise herrichten lassen und einen Aufwand gutgeheissen, der
jeder Beschreibung spotte.
Nun sei der Rueckschlag bereits eingetreten. Niemand wolle mehr Kredit
geben; ja, man habe den Dienstboten, welche man entlassen musste, kaum
den Lohn zahlen koennen. Des Grafen schwermuetiges Leiden sei auf diese
mit taeglicher Sorge verknuepften Verhaeltnisse zurueckzufuehren, und wenn
von seinem Abschied die Rede, so sei dieser wohl kein freiwilliger.
Ah, und diese Kinder! Habe man jemals eine unverantwortlichere Erziehung
erlebt? Wie die Affen wandelten sie einher und erregten Aerger bei alt
und jung durch ihre Geziertheit und ihr hochmuetiges Auftreten. Zuletzt
gedachte man auch noch des geheimnisvollen Verhaeltnisses zwischen Tibet
und dem Grafen und bezeichnete den Kammerdiener als einen gefaehrlichen
Menschen, der im Trueben fische und das sonderbar erscheinende
Vertrauen, das man ihm schenke, lediglich zu seinem Vorteil ausbeute.
Bisher war Teut nichts von allen diesen Dingen zu Ohren gekommen. Es lag
auch in der Natur der Sache, dass man gegen ihn Verhaeltnisse nicht
beruehrte, in denen er selbst eine so hervortretende Rolle spielte.
Inzwischen aber ereignete sich etwas, das ihm ueber die Anschauungen der
Menge die Augen oeffnete und was nicht ohne Rueckwirkung auf ihn selbst
blieb. Die Offiziere verkehrten haeufig in der Familie eines Herrn von
Ink, eines Gutsbesitzers, der vor laengeren Jahren, bei Gelegenheit einer
zweiten Heirat, seinen Besitz verkauft und eine Uebersiedelung in die
Stadt bewirkt hatte. Er war ein mehr als harmloser Mensch, der niemandem
sonderlich gefiel, aber auch niemandem im Wege stand. Seine Gattin
dagegen gehoerte zu jenen Frauen, deren ruecksichtsloser Egoismus und
deren mit einem bedeutenden Verstand verbundene Thatkraft oftmals
bedauern lassen, dass ihnen nicht eine andere Stellung und ein anderer
Wirkungskreis in der Welt
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