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Zeit fuer die Schule?" Sie nickten gehorsam und schlichen auf den Zehen davon. Und doch war dies nur ein trauriges Vorspiel zu dem noch traurigeren Ende. Zwar erholte sich Clairefort, und einige Zeit schien er sogar wieder geistig frischer und koerperlich gesunder, aber dann erfasste ihn von neuem eine wortkarge teilnahmlose Schwermut. Er wollte niemanden sehen und sandte selbst Tibet fort, der neuerdings bei ihm nachts gewacht hatte. "Nein, nein, gehen Sie! Seit lange hatten Sie keinen ordentlichen Schlaf, Tibet. Ich fuehle mich heute ganz wohl und bedarf Ihrer nicht mehr," beschied er ihn eines Abends und bestand auf seinem Willen. Als Tibet sich entfernt hatte--ein ungewoehnlich freundlicher Blick traf ihn heute aus Claireforts Auge--, setzte sich dieser an seinen Schreibtisch und arbeitete mehrere Stunden. Endlich erhob er sich muehsam und trat, sich an Tisch und Stuehlen vorwaerts tastend, an den Spiegel. Er blickte hinein und schrak vor seinem eigenen Bilde zurueck. Es machte ihn sogar aengstlich, denn er schaute sich furchtsam um, und ein Schauer flog ueber seinen Koerper. "Sterben!" fluesterte er. "Ja dann fallen alle Gespenster, weichen alle Schmerzen und sind alle Seelenqualen vorueber." Auf dem Wege zu seinem Schlafgemach blieb er noch einmal zaudernd stehen. Nur allzu lang ist oft die Bruecke! Ein einziger ploetzlicher Gedanke, irgend eine liebe oder peinliche Erinnerung verknuepft den Menschen von neuem mit dem Leben, und der grauenhafte, blitzartig oder allmaehlich entstandene Entschluss wird doch zu Nichte. Clairefort liess sich aufs Bett nieder und griff mit zitternden Haenden tief unter die Decke. Bei dieser Bewegung setzten unerwartet die Schmerzen wieder an, und wimmernd hielt er inne. Aber bald begann er von neuem, fand endlich, was er hier verborgen hielt, und stellte es auf den Tisch. Es waren zwei Flaschen mit verschiedenem Inhalt. "Dies wird sicher genuegen, um nicht wieder aufzuwachen," murmelte er. Aber doch verging noch eine lange Zeit, ehe er sich zum Sterben ruestete. Seine Gedanken flogen hin und her wie Herbstvoegel; oft traten ihm Thraenen ins Auge. Einmal schleppte er sich in sein Wohngemach zurueck, oeffnete den Schreibtisch und nahm Anges Bild hervor. Es war zur Zeit ihrer Verlobung gemalt. "Ach, wie schoen, wie schoen!" fluesterte der Mann und bedeckte das Glas mit Kuessen. "Und Dich soll ich verlassen? Und Euch, Euch, Ihr suessen Kinder--" Es packte ihn
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