chte. Sie
befand sich in einer kleinen Gasse und begriff nur zu bald, dass der
Kutscher sie falsch verstanden habe. Ange sah auf die Uhr; es war schon
spaet. Unter raschem Entschluss befahl sie, nach dem Polizeigebaeude zu
fahren. Sie wollte den Wagen warten lassen, auf ihrer Rueckkehr den
Mantel veraeussern, und dann den Mann ablohnen.
"Warten Sie!" sagte Ange, nachdem das Polizeigebaeude erreicht war. Und
in einer unzeitigen Ehrlichkeit fuegte sie hinzu: "Es kann etwas lange
dauern."
"Dann lohnen Sie mich ab!" rief der Kutscher. "Mein Pferd geht schon
seit gestern abend; ich moechte ausspannen."
Ange erschrak. "Ich habe kein kleines Geld--"
"Ich werde wechseln gehen," wandte der Mann ein und sprang vom Bock.
"Nein, nein, warten Sie!" erklaerte Ange, eilte rasch an die Thuer und
schnitt somit alle weiteren Fragen ab, die ihr Ungelegenheiten bereiten
konnten. Das Geld, das sie in C. zu sich gesteckt, hatte eben fuer die
Reise gereicht; sie vermochte den Kutscher nicht einmal zu bezahlen.
Nachdem Ange von dem Portier verstaendigt worden war, betrat sie das
Zimmer des Kriminalkommissarius. Einer der dort anwesenden Beamten wusste
nicht genau Bescheid, der Vorsteher war nicht anwesend. Es blieb Ange
die Wahl zu warten oder wieder zurueckzukehren. Sie schwankte.
Bevor sie sich zum Gehen entschloss, fragte sie nach Tibet, und nach
einigem Hin- und Herreden empfing sie den Bescheid, der Inkulpat sei in
Haft, und es sei nicht moeglich und gestattet, ihn zu sehen oder zu
sprechen.
Der Beamte, der hoeflich, wenn auch kurz Auskunft erteilt hatte, sah
befremdet empor, als Ange, in Gedanken verloren, vor sich hinstarrte.
Nun raffte sie sich auf und erklaerte, in einigen Stunden wieder anfragen
zu wollen.
In der Thuer wandte sie sich noch einmal um. "Ich bitte, dem Herrn
Kommissar bei seiner Rueckkehr meine Karte uebergeben zu wollen und zu
melden, dass ich mich eingefunden habe."
Der Beamte schielte auf die Adresse, nickte gleichgueltig und sah auf
seine Arbeit.
"Adieu!"
Dieser Gruss ward kaum erwidert. So ging Ange.
Ins Hotel zurueckgekehrt, liess sie den Kutscher ablohnen und machte sich
nach etwas Ruhe und Erholung abermals nach dem Polizeibureau auf den
Weg.
Als sie nach laengerem Warten endlich vorgelassen wurde, stand sie einem
ernsten Mann mit forschendem Blick gegenueber, und es entspann sich ein
laengeres Gespraech.
"Ich komme, Herr Kommissar, wegen meines am vorgestrigen Tage
verhaftete
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