meinerseits!"
Noch wenige Sekunden, dann war der Direktor auf dem der Stadt
zugewendeten Wege verschwunden und Ange mit ihren Kindern auf dem
Weitermarsche nach der Burg.
Dieser Zwischenfall weckte in Anges Innerem ein solches Heer von
widerstreitenden Empfindungen, dass sie zerstreut und voellig wortlos
neben ihrer kleinen Schar einherschritt.
Das gestrige Gespraech mit Tibet und nun diese Eroeffnung! Was wuerde sie
alles erfahren! Sie konnte es nicht erwarten, nach Hause zurueckzukehren,
und nur die Ruecksicht auf die Kinder veranlasst sie, den Spaziergang
fortzusetzen.--
Nach dem Abendbrot--die Kleinen waren frueh ins Bett geschickt--ersuchte
Ange Tibet unter dem Vorwande zu bleiben, dass sie noch einige Fragen an
ihn zu richten habe. Auf Tibet hatte es den ganzen Tag wie eine schwere
Last gelegen, und einmal hatte er es schon verwuenscht, Teuts Auftrag
uebernommen zu haben. Dennoch ergriff er nach einem kurzen Vorgespraech
zuerst wieder das Wort in dieser Angelegenheit.
"Ich wollte gestern noch hinzufuegen," begann er, und suchte eine
unbefangene Miene anzunehmen, "dass der Herr Baron der Frau Graefin den
Vorschlag macht, die Sommerferien auf Schloss Eder zuzubringen. Der Herr
Baron ging namentlich davon aus, dass dies den Kindern Freude machen
werde." Tibet forschte in Anges Gesicht. "Und auch der Graefin sei, wie
der Herr Baron meinte, Luftveraenderung und Ruhe nach den Aufregungen
und Anstrengungen sicher ausserordentlich foerderlich. Der Herr Baron
bittet die Frau Graefin dringend, diese Einladung annehmen zu wollen."
"Tibet!" sagte Ange, schuettelte den Kopf und sah den Mann mit demselben
vorwurfsvollen Blick an wie am gestrigen Tage.
"Frau Graefin?"
"Was hatten Sie mir versprochen? Was hielten Sie selbst, nach meinen
Auseinanderlegen und Ihrer damaligen Miene nach zu deuten, fuer richtig?
deshalb schenkte ich Ihnen mein Vertrauen--ein Vertrauen, das sich nicht
auf oberflaechliche Erklaerungen beschraenkte, sondern auch die Gruende
entwickelte? Nur einem Freunde oeffnet man sein Herz, wie ich es gethan.
Sie haben mich hintergangen, Sie haben gegen meinen Willen gehandelt,
Sie haben mich betrogen. Und da Sie mich betrogen haben, verliere ich
den Glauben an die Menschheit. Ich glaube nichts--nichts mehr!"
Bei den letzten Worten erhob sich Ange, die in steigender Erregung
gesprochen hatte, trat an ihren Schreibtisch und blieb dort abgewendet
und von ihren Gefuehlen ueberwaeltigt, stehen.
Tib
|