aerfe deine Einbildungskraft
so, dass du nicht allein die Melodie einer Composition, sondern auch die
dazu gehoerige Harmonie im Gedaechtniss festzuhalten vermagst.
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Bemuehe dich, und wenn du auch nur wenig Stimme hast, ohne Huelfe des
Instrumentes vom Blatt zu singen; die Schaerfe deines Gehoers wird dadurch
immer zunehmen. Hast du aber eine klangvolle Stimme, so saeume keinen
Augenblick sie auszubilden, betrachte sie als das schoenste Geschenk, das
dir der Himmel verliehen!
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Du musst es so weit bringen, dass du eine Musik auf dem Papier verstehst.
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Wenn du spielst, kuemmere dich nicht darum, wer dir zuhoert.
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Spiele immer, als hoerte dir ein Meister zu.
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Legt dir jemand eine Composition zum ersten Mal vor, dass du sie spielen
sollst, so ueberlies sie erst.
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Hast du dein musikalisches Tagewerk gethan und fuehlst dich ermuedet, so
strenge dich nicht zu weiterer Arbeit an. Besser rasten, als ohne Lust
und Frische arbeiten.
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Spiele, wenn du aelter wirst, nichts Modisches. Die Zeit ist kostbar. Man
muesste hundert Menschenleben haben, wenn man nur alles Gute, was da ist,
kennen lernen wollte.
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Mit Suessigkeiten, Back- und Zuckerwerk zieht man keine Kinder zu gesunden
Menschen. Wie die leibliche, so muss die geistige Kost einfach und
kraeftig sein. Die Meister haben hinlaenglich fuer die letztere gesorgt;
haltet euch an diese.
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Aller Passagenkram aendert sich mit der Zeit; nur wo die Fertigkeit
hoeheren Zwecken dient, hat sie Werth.
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Schlechte Compositionen musst du nicht verbreiten, im Gegentheil sie mit
aller Kraft unterdruecken helfen.
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Du sollst schlechte Compositionen weder spielen, noch, wenn du nicht
dazu gezwungen bist, sie anhoeren.
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Such' es nie in der Fertigkeit, der sogenannten Bravour. Suche mit einer
Composition den Eindruck hervorzubringen, den
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