und Humanitaet in Niedersachsen. So
lange diese Sprache dem gemeinen Leben angehoert, werden, wie bisher,
Mastochsen, Gaensebrueste und westphaelische Schinken die Hauptprodukte
unserer Civilisation bleiben. Gegen die Civilisation selbst macht die
plattdeutsche Sprache nicht allein gleichgueltig, sondern tueckisch und
feindselig gestimmt. Warum ist das nicht laengst zur Sprache gebracht,
Gegenstand des allgemeinsten und lebhaftesten Interesses geworden.
Sie vergessen, sagte ich, dass Voss, Harms, Scheller, Baermann und andere
wackere Maenner die Theilnahme des Publikums fuer diese Sprache, selbst
fuer eine Literatur in derselben, haben in Anspruch nehmen wollen.
Ich weiss, erwiederte er, ich habe unter andern den "_Bloottuegen_," den
Henrik von Zuephten vom Pastor Harms gelesen. Damals dachte ich nichts
anderes dabei, als dass so ein plattdeutsches Buch unbequem und schwer zu
lesen und wahrscheinlich noch unbequemer zu schreiben sei.
Was den Henrik von Zuephten betrift, bemerkte ich dagegen, so scheint mir
der Verfasser einen Ungeheuern Missgriff in der Wahl des Stoffes gethan
zu haben. Ich schaetze die alten Dithmarsen sehr hoch. Sie waren ein
tapferer, unbezaehmlicher, ordentlich nach Freiheit und Unabhaengigkeit
duerstender Menschenschlag, Bauern zu Pferde mit dem Schwerdt in der
Hand, die Schweizer des Nordens oder vielmehr Wittekinds und seiner
Sachsen ungebeugte und ungebrochene Enkel bis in's fuenfzehnte und
sechszehnte Jahrhundert hinein. Nur weiss ich nicht, ob ein lutherischer
Pfarrer von Heute, selbst wenn er geborner Dithmarse ist, einer so
durchaus heidnischen Mannheit Gerechtigkeit widerfahren lassen kann;
denn obwol die dithmarsische Groesse und Freiheit in christliche Zeiten
fiel und die Verehrung der Jungfrau Maria in diesem Lande gerade hoeher
getrieben wurde, als, wie es scheint, andeswo im Norden, so erhielt doch
der hochfahrende und kampflustige Sinn der Einwohner durch sie nur eine
sehr schwache christliche Faerbung und wol schwerlich hat die Brust eines
mutigen Dithmarsers aus Furcht vor dem Himmel, der Geistlichkeit oder
eigener Gewissenszartheit christliche Demuth dem Muth uebergeordnet, wie
man solches in den Ritterbuechern des Mittelalters liest. Doch mag es
damit sein, wie es will; ich muss bekennen, dass ich ueberhaupt keinen
Geistlichen zum Geschichtschreiber wuensche, speziell nicht zum
Dithmarsischen. Was mir aber auffiel, war, dass Pastor Harms sich grade
einen Moment aus der dithma
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