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zu beschaeftigen, wobei er von Zeit zu Zeit sein meckerndes Lachen vernehmen liess.-- "Wollen Sie den Herrn abfertigen", sagte Herr Bluethenzweig ueber die Schulter hinweg zu seinem Gehilfen. Dann schrieb er weiter. Der junge Mensch mit dem Aspekt von Schlechtbezahltheit und Pflanzenkost trat auf Hieronymus zu, indem er sich des Lachens zu enthalten trachtete, und auch der andere Verkaeufer naeherte sich. "Koennen wir Ihnen sonst irgendwie dienlich sein?" fragte der Schlechtbezahlte sanft. Hieronymus hielt unverwandt seinen leidenden, stumpfen und dennoch durchdringenden Blick auf ihn gerichtet. "Nein", sagte er, "sonst koennen Sie es nicht. Ich bitte Sie, das Madonnenbild unverzueglich aus dem Fenster zu entfernen, und zwar fuer immer." "Oh ... Warum?" "Es ist die heilige Mutter Gottes..." sagte Hieronymus gedaempft. "Allerdings ... Sie hoeren ja aber, dass Herr Bluethenzweig nicht geneigt ist, Ihren Wunsch zu erfuellen." "Man muss bedenken, dass es die heilige Mutter Gottes ist", sagte Hieronymus, und sein Kopf zitterte. "Das ist richtig.--Und weiter? Darf man keine Madonnen ausstellen? Darf man keine malen?" "Nicht so! Nicht so!" sagte Hieronymus beinahe fluesternd, indem er sich hoch emporrichtete und mehrmals heftig den Kopf schuettelte. Seine kantige Stirn unter der Kapuze war ganz von langen und tiefen Querfalten durchfurcht. "Sie wissen sehr wohl, dass es das Laster selbst ist, das ein Mensch dort gemalt hat ... die entbloesste Wollust! Von zwei schlichten und unbewussten Leuten, die dieses Madonnenbild betrachteten, habe ich mit meinen Ohren gehoert, dass es sie an dem Dogma der unbefleckten Empfaengnis irremache..." "Oh, erlauben Sie, nicht darum handelt es sich", sagte der junge Verkaeufer ueberlegen laechelnd. Er schrieb in seinen Mussestunden eine Broschuere ueber die moderne Kunstbewegung und war sehr wohl imstande, ein gebildetes Gespraech zu fuehren. "Das Bild ist ein Kunstwerk", fuhr er fort, "und man muss den Massstab daranlegen, der ihm gebuehrt. Es hat allerseits den groessten Beifall gehabt. Der Staat hat es angekauft..." "Ich weiss, dass der Staat es angekauft hat", sagte Hieronymus. "Ich weiss auch, dass der Maler zweimal beim Regenten gespeist hat. Das Volk spricht davon, und Gott weiss, wie es sich die Tatsache deutet, dass jemand fuer ein solches Werk zum hochgeehrten Manne wird. Wovon legt diese Tatsache Zeugnis ab? Von der Blindheit der Welt, einer Blindheit, die
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