schaudert's - Wonn und Weh -
O Gott im Himmel! ich vergeh -
[Hermes und Arsinoe kommen.]
Hermes.
Willkommen, Fremdling, in unserm Land!
Satyros.
Ihr tragt ein verflucht weites Gewand.
Hermes.
Das ist nun so die Landesart.
Satyros.
Und einen laecherlich krausen Bart.
Arsinoe [leise zu Psyche].
Dem Fratzen da ist gar nichts recht.
Psyche.
O Kind! er ist von einem Goettergeschlecht.
Hermes.
Ihr scheint mir auch so wunderbar.
Satyros.
Siehst an mein ungekaemmtes Haar,
Meine nackte Schultern, Brust und Lenden,
Meine lange Naegel an den Haenden;
Da ekelt dir's vielleicht dafuer?
Hermes.
Mir nicht!
Psyche.
Mir auch nicht.
Arsinoe [fuer sich].
Aber mir!
Satyros.
Ich wollt sonst schnell von hinnen eilen
Und in dem Wald mit den Woelfen heulen,
Wenn ihr euer unselig Geschick
Wolltet waehnen fuer Gut und Glueck,
Eure Kleider, die euch beschimpfen,
Mir als Vorzug entgegenruempfen.
Hermes.
Herr! es ist eine Notwendigkeit.
Psyche.
O, wie beschwert mich schon mein Kleid!
Satyros.
Was Not! Gewohnheitsposse nur,
Fernt euch von Wahrheit und Natur,
Drin doch alleine Seligkeit
Besteht, und Lebens-Liebens-Freud;
Seid all zur Sklaverei verdammt,
Nichts Ganzes habt ihr allzusamt!
[Es draengt sich allerlei Volks zusammen.]
Einer aus dem Volk.
Wer mag der maechtig Redner sein?
Ein Anderer.
Einem dringt das Wort durch Mark und Bein.
Satyros.
Habt eures Ursprungs vergessen,
Euch zu Sklaven versessen,
Euch in Haeuser gemauert,
Euch in Sitten vertrauert,
Kennt die goldnen Zeiten
Nur aus Maerchen, von weiten.
Das Volk.
Weh uns! Weh!
Satyros.
Da eure Vaeter neugeboren
Vom Boden aufsprangen,
In Wonnetaumel verloren
Willkommelied sangen,
An mitgeborner Gattin Brust,
Der rings aufkeimenden Natur,
Ohne Neid gen Himmel blickten,
Sich zu Goettern entzueckten.
Und ihr - wo ist sie hin, die Lust
An sich selbst? Siechlinge, verbannet nur!
Das Volk.
Weh! Weh!
Satyros.
Selig, wer fuehlen kann,
Was sei :Gott sein! Mann!
Seinem Busen vertraut,
Entaeussert bis auf die Haut
Sich alles fremden Schmucks,
Und nun ledig des Drucks
Gehaeufter Kleinigkeiten, frei
Wie Wolken, fuehlt was Leben sei!
Stehn auf seinen Fuessen,
Der Erde geniessen,
Nicht kraenklich erwaehlen,
Mit Bereiten sich quaelen;
Der Baum wird zum Zelte,
Zum Teppich das Gras,
Und rohe Kastanien
Ein herrlicher Frass!
Das Volk.
Rohe Kastanien! O haetten wir's schon!
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