Ohr und Backen ein ungestuemes Sausen
und Brausen wie Windsbraut und Meeresbrandung, so graesslich und
unertraeglich, dass er es nur einer satanischen Einwirkung zuschreiben
konnte. Es ging gottlob rasch vorueber. Aber er fuerchtete, dies sei
vielleicht der Vorbote eines noch schwereren, toedlichen Anfalls, darum
schickte er um 8 Uhr seinen Diener Wolf zu seinem Beichtvater
Bugenhagen, dieser moege eilend kommen. Bugenhagen eilte erschrocken ins
Kloster, fand aber da den Doktor in "gewoehnlicher Gestalt" bei seiner
Hausfrau stehen. Warum er ihn habe rufen lassen? "Um keiner boesen Sache
willen", erwiderte Luther, ging mit ihm hierauf abseits, beichtete und
begehrte fuer den folgenden Tag zum Abendmahl zu gehen.
Mittlerweile war es schier Zeit geworden zum Mittagsmahl (d.h. um 10
Uhr). Und weil Luther und Bugenhagen von etlichen Adeligen, Max von
Wallefels, Hans von Loeser u.a. zu Gaste geladen war, forderte ihn
Bugenhagen auf, mitzukommen, indem er hoffte, die Zerstreuung sollte ihm
gut thun, wenn er nicht einsam daheim sitze, sondern mit Menschen
verkehre. Luther schlug es ab. Aber Bugenhagen steckte es hinter Frau
Kaethe, und diese brachte Luther dazu, hinzugehn in Paul Schultheiss'
Gasthof. Dort ass und trank er, aber sehr wenig, und unterhielt die Gaeste
mit angemessener Froehlichkeit. Um zwoelf Uhr stand er auf und ging in D.
Jonas Gaertlein hinter dem Hause und unterhielt sich da zwei Stunden mit
dem Stiftspropst. Beim Weggehen lud er Jonas und seine Frau ein, sie
sollten auf den Abend mit ihm essen.
Recht angegriffen kehrte Luther zurueck ins Kloster und legte sich ins
Bett, um sich zu erholen. Als um 5 Uhr die Jonischen kamen, lag er noch
und die Frau Doktorin bat die Gaeste, sich die Weile nicht lang sein zu
lassen, und so sich's ein wenig verzoege, es seiner Schwachheit
zuzurechnen.
Nach einer Weile kam der Doktor herunter, um die Abendmahlzeit gemeinsam
mit den andern zu halten. Er klagte wieder ueber grosses unangenehmes
Brausen und Klingen des linken Ohrs. Das wurde ueber Tisch heftiger, er
musste aufstehen und zog sich, begleitet von Jonas, hinauf in seine
Schlafkammer zurueck; die Doktorin folgte, hatte aber noch unten an der
Treppe den Maegden zu befehlen. Da, als Luther gerade ueber die Schwelle
der Schlafkammer trat, ueberkam ihn ploetzlich eine Ohnmacht: "O Herr
Doktor Jona", rief der Kranke, "mir wird uebel; Wasser her, oder was Ihr
habt, oder ich vergehe." Er sank leblos hin. Jonas erwischte er
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