sten vielleicht die Anweisung
an seinen Curator palatii, den Oberbaudirektor, "er solle dafuer sorgen,
dass niemand die Neubauten von antiken unterscheiden koenne!" (VII, 5). Den
Begriff "roemisch" muessen wir dabei fuer diese Zeit noch so fassen, wie ihn
Theoderich selber in seinen Briefen und Edikten meint, als Bezeichnung fuer
die einheitliche Kultur des gesamten Roemischen Reiches, ohne allzugrossen
Wert auf die Unterscheidungen: stadtroemisch, italisch, byzantinisch oder
syrisch zu legen. Wie Theoderich alle Stellen der Zivilverwaltung mit
Roemern, d.h. Nichtgoten besetzte, so werden auch die leitenden Baubeamten
und Architekten Roemer in diesem Sinne gewesen sein. Die uns erhaltenen
Namen von zweien seiner Architekten, Aloisius und Daniel, beweisen es
auch. Da in jener Zeit alttestamentarische Namen fuer Europaeer noch nicht
ueblich waren, so wird der letztere wohl Syrer gewesen sein. Gerade dieser
ist es, den der Koenig damit beauftragt, in Ravenna "Gewoelbe zu
konstruieren, wo man die Koerper derer, die man verloren hat, erhalten
koenne, ohne sie in die Erde zu legen, damit die Hinterbliebenen nicht mehr
genoetigt sind, ihr Erbgut zu vergeuden fuer die Toten, oder die Koerper
derer, die sie lieb haben, ohne Ehre zu ihrem grossen Leidwesen in eine
Grube geworfen zu sehen" (Cass. lib. III, 19). Es ist also wohl moeglich,
dass dieser Daniel auch der Architekt des Grabmals ist. Dass er, wenn
nicht gotische, so doch von gotischen Formen beeinflusste Steinmetzen am
Bau beschaeftigt hat, erscheint nach einigen Einzelformen, wie dem
"Zangenornament" am Hauptgesims wohl wahrscheinlich.
ANMERKUNG I.
Dass die Ergaenzung des Wandschmucks, wie sie Haupt will, technisch und
historisch unmoeglich ist, geht aus folgender Betrachtung hervor. Er
beansprucht fuer den von ihm ergaenzten Bogenfries ein im Museum von Ravenna
befindliches Marmorbruchstueck, und wenn er auch schliesslich sagt, er
behaupte nicht, dass dieses Stueck gerade da, am oberen Geschoss des
Grabmals gesessen haben muss, hat er sich doch nicht entschliessen koennen
zuzugeben, dass jenes Stueck da auf keinen Fall gesessen haben kann, ja
dass es ueberhaupt nicht auch nur in aehnlicher Weise irgendwo in eine Wand
eingesetzt gewesen sein kann. Auf der sorgfaeltig bearbeiteten Rueckseite
dieses Bruchstueckes (nach Haupts eigener Darstellung Bild 26) ist eine
gegen einen etwas erhabenen Rand ein wenig vertiefte glatte Flaeche
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