eiter) der Ausfuehrung eines ernsten
wissenschaftlichen Unternehmens scheinbar entgegenstellen. Der Hauptzweck
des Vereins (Sie haben es selbst an ihrem Stiftungstage ausgesprochen)
bestehet nicht, wie in andern Akademieen, die eine geschlossene Einheit
bilden, in gegenseitiger Mittheilung von Abhandlungen, in zahlreichen
Vorlesungen, die alle zum Drucke bestimmt, nach mehr als Jahresfrist in
eignen Sammlungen erscheinen. Der Hauptzweck dieser Gesellschaft ist die
persoenliche Annaeherung derer, welche dasselbe Feld der Wissenschaften
bearbeiten; die muendliche und darum mehr anregende Auswechselung von
Ideen, sie moegen sich als Thatsachen, Meinungen oder Zweifel darstellen;
die Gruendung freundschaftlicher Verhaeltnisse, welche den Wissenschaften
Licht, dem Leben heitre Anmuth, den Sitten Duldsamkeit und Milde gewaehren.
Bei einem Stamme, der sich zur schoensten geistigen Individualitaet erhoben
hatte, und dessen spaetesten Nachkommen, wie aus dem Schiffbruche der
Voelker gerettet, wir noch heute unsre bangen Wuensche weihen, in der
Bluethezeit des hellenischen Alterthums, offenbarte sich am kraeftigsten der
Unterschied zwischen Wort und Schrift. Nicht die Schwierigkeit des
Ideenverkehrs allein, nicht die Entbehrung einer deutschen Kunst, die den
Gedanken, wie auf Fluegeln durch den Raum verbreitet und ihm lange Dauer
verheisst, geboten damals den Freunden der Philosophie und Naturkunde,
Hellas, oder die dorischen und ionischen Kolonien in Gross-Griechenland
und Klein-Asien, auf langen Reisen zu durchwandern. Das alte Geschlecht
kannte den Werth des lebendigen Wortes, den begeisternden Einfluss,
welchen durch ihre Naehe hohe Meisterschaft ausuebt, und die aufhellende
Macht des Gespraechs, wenn es unvorbereitet, frei und schonend zugleich,
das Gewebe wissenschaftlicher Meinungen und Zweifel durchlaeuft.
Entschleierung der Wahrheit ist ohne Divergenz der Meinungen nicht
denkbar, weil die Wahrheit nicht in ihrem ganzen Umfang, auf einmal, und
von allen zugleich, erkannt wird. Jeder Schritt, der den Naturforscher
seinem Ziele zu naehern scheint, fuehrt ihn an den Eingang neuer Labyrinthe.
Die Masse der Zweifel wird nicht gemindert, sie verbreitet sich nur, wie
ein beweglicher Nebelduft, ueber andre und andre Gebiete. Wer golden die
Zeit nennt, wo Verschiedenheit der Ansichten, oder wie man sich wohl
auszudruecken pflegt, der Zwist der Gelehrten, geschlichtet sein wird, hat
von den Beduerfnissen der Wissenschaft, von ihrem
|